[AUSZUG:]

Was war. Was wird.

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*** Doch zurück zum papierlosen Büro und seinem ärgsten Feind, den heimtückischen Kopierer[23]. Wie wir alle wissen, vernichtete diese Maschine die Buchindustrie. Nur in einigen Ländern wie Deutschland überlebte die alte Kulturtechnik des Bücherlesens, weil eine Kopier-Abgabe[24] das Geschäft stützte. Noch bösartiger ist in dieser Hinsicht der von Xerox erfundene WIMP-Computer[25]. Mit einem Klick macht er Kopien von Musikstücken[26] und ruiniert die Musiker, bis sie verhungern[27] müssen. Besonders schlimm ist dabei, dass bei den digitalen Räubereien alle mitmachen, selbst die US-Armee[28]. Gegen diese unselige Tendenz stemmt sich Microsoft mit verschieden Methoden, etwa Palladium[29]. Dafür wurde die Firma gerade mit dem deutschen Big Brother Award[30] ausgezeichnet. In ihrer Begründung[31] verlinkte die Jury mit einem Text[32], der in seiner ersten Fassung die von der Industrie[33] angeführte "end- to-end solution" als Endlösung[34] übersetzte und daraus schlussfolgerte, dass bestimmte Urheberrechtsprobleme wie die Juden ein für alle Mal aus der Welt zu schaffen seien. Es ehrt den Verfasser[35], dass er seinen Fehler eingesehen und korrigiert hat. Manchmal ist der Vergleich, und sei es in einer Übersetzung, mit den Nationalsozialisten einfach nur billig und falsch. Es wäre zu wünschen, dass andere daraus lernen, die Microsoft Nazi-Methoden unterstellen. Die Firma mag für Mitbewerber unangenehm sein und möglicherweise unfair operieren[36], doch hat sie kein Vernichtungsprogramm von Menschen im Angebot.

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Heise Online, 27. Oktober 2002

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Original: http://www.heise.de/newsticker/data/jk-26.10.02-000/