Überwachungspreis Big-Brother-Award geht an Microsoft

Der Deutsche Bundesrat erhält den Big-Brother-Award der Kategorie "Kommunikation" für den Beschluss, Telekom- Diensteanbieter und Provider zu verpflichten, die Verbindungsdaten der Kunden für eine nicht festgelegte Dauer für Zwecke von Polizei und Geheimdienste auf Vorrat zu speichern. Microsoft erhielt den Hauptpreis für sein Lebenswerk um datenschutzwidrigen Praktiken. Heute verlieh der Verein FoeBuD in Bielefeld zum dritten Mal die Deutschen Big-Brother-Awards, den "Negativ-Preis für Datenkraken". Die Preisträger verletzen nach Meinung der Jury erheblich die Privatsphäre der Bürger.

Die Microsoft AG erhält den Big-Brother-Award in der Kategorie "Lifetime-Award" für ihr Lebenswerk, in dem sich über viele Jahre hinweg Privacy-Problemen summiert hätten. Laudator Patrick Goltzsch hob die seiner Meinung nach datenschutzwidrigen Praktiken einer heimlichen Registrierung, den Anmeldedienst Passport, die Zwangregistrierung über den XP-Service-Pack 1, Palladium und .NET hervor. Dieser Preis sei gleichzeitig der Hauptpreis der Big-Brother-Awards des Jahres 2002 wegen der Realisierung von DRM (Digital Rights Management) durch die Hintertür (Windows Media Player).

Die Toll Collect GmbH erhält den Big-Brother-Award in der Kategorie Technik, da mit der satellitengestützten Erhebung und zentralen Verarbeitung der Bewegungsdaten von Kraftfahrzeugen eine neue Dimension der Beobachtung von Verkehrsteilnehmern möglich werde. "Die Zusicherung der Betreiber, dem Datenschutz zu genügen, erscheint uns bei der Größenordnung der Erfassung und den Möglichkeiten der Auswertung nicht angemessen," so Laudator Frank Rosengart.

Weiterhin wurde u.a. der hessische Innenminister Volker Bouffier für ausgezeichnet, weil er im Land Hessen die vom Gericht verbotene Rasterfahndung per Gesetzesnovellierung quasi durch die Hintertür wieder eingeführt habe.

Der Verein FoeBuD will mit den diesjährigen Big-Brother- Awards wieder auf den missbräuchlichen Gebrauch von Technik und Informationen hinweisen. Der Jury gehörten neben dem FoeBuD der Chaos Computer Club, FITUG, FifF, Rolf Gössner und die Deutsche Vereinigung für Datenschutz an. (as)

Internet.com, 25. Oktober 2002
Original: http://de.internet.com/index.html?id=2017285§ion=Homepage