AUSGEZEICHNETE IDEE

FoeBuD entwickelt Sensor gegen Schnüffel-Chips

Erstmals hat die "stiftung bridge - Bürgerrechte in der digitalen Gesellschaft" einen mit 15.000 Euro dotierten Ideen-Preis vergeben. Er geht an den Big-Brother-Award-Veranstalter FoeBuD, der damit ein "Gadget gegen Daten-Kraken" entwickeln will.

Für den Handel sind RFID-Etiketten (Radio Frequency Identification) eine zukunftsweisende Technologie: Viele Abläufe ließen sich erleichtern, wenn die Ware im Regal selbst funkte und Informationen weitergäbe. Den Kunden empfinge so an der Kasse direkt die Rechnung, das Bestellwesen könnte automatisiert werden - und die Marktforscher könnten sich über zahlreiche Daten über die Kunden und deren Kauf- und Freizeitverhalten freuen.

Doch die Zahl der Menschen, denen zunehmend unwohl wird über den Datenhunger von Staat und Wirtschaft, wächst.

Seit vier Jahren vergibt der Bielefelder Verein FoeBuD "Verein zur Förderung des öffentlichen bewegten und unbewegten Datenverkehrs e.V." darum die Big Brother Awards, "um die öffentliche Diskussion um Privatsphäre und Datenschutz zu fördern - sie sollen missbräuchlichen Umgang mit Technik und Informationen zeigen". Besonderer Beliebheit erfreut sich die Auszeichnung bei den Preisträgern allerdings nicht: Neben Politikern wie Otto Schily standen hier auch schon Unternehmen wie Post, Payback und Toll-Collect am Pranger - abgeholt hat seinen Preis aber noch niemand.

FoeBuD hingegen nimmt seinen ersten Preis gern in Empfang: In den Räumen der Bundespressekonferenz wird heute der erste Preis des Ideenwettewerbs der stiftung bridge verliehen. "Im Konsens" beschloss die Jury, "der vom FoeBuD

vorgeschlagenen Kampagne 'Privacy Gadgets gegen Datenkraken' den ausgelobten Preis zuzuerkennen".

Dahinter verbirgt sich eine Idee, die sich direkt gegen RFID-Etiketten wendet: Ein "hübsches kleines elektronisches Spielzeug" sei das geplante Gadget, "zur Verteidigung der Privatsphäre". Das Preisgeld von 15.000 Euro will FoeBuD nun in die Entwicklung eines Gerätes stecken, mit denen sich RFID-Etiketten und ihre Lesegeräte orten lassen.

Aus der Begründung der bridge-Jury:

> "Die RFID-Technologie (...) stellt ein universell einsetzbares Instrumentarium zum Erkennen von Gegenständen sowie deren Eigenschaften dar. Die Unabhängigkeit von eigener Energieversorgung, der kontaktlose Zugang zu den Daten, die Flexibilität des Datenträgers (bis hin zur textilen Verarbeitung) sowie die geringen Kosten lassen ein breites Einsatzspektrum erwarten. Erste Einsatzgebiete zeichnen sich im Handel und den damit verbundenen Logistikketten ab. Eine Vielzahl anderer Anwendungen im betrieblichen und auch privaten Bereich zeichnet sich ab.

Den unbestrittenen Vorteilen der Technologie steht das beachtliche Überwachungspotential gegenüber, das sie eröffnet. Gegenstände, die RFID-Tags enthalten, können mit geeigneter Technik überall identifiziert werden. In Verbindung mit personenbezogenen Informationssystemen, geografischen Ortungssystemen oder Mobilfunk könnten sie die Basis bilden für die Erstellung von Verhaltensprofilen für die verschiedensten akzeptablen und nicht akzeptablen Zwecke."

Ähnlich wie die Big Brother Awards soll die Gadget-Kampagne dem "Gefühl 'Da kann man ja eh nichts machen' etwas entgegensetzen, viele zum Mitmachen anregen und einen Lerneffekt für die Öffentlichkeit haben - also ein Thema vermitteln", wünschen sich die Organisatoren des FoeBuD. Im Gespräch mit SPIEGEL ONLINE zeigte sich Mitbegründerin Rena Tangens hoch erfreut über die Auszeichnung - auch wegen des damit verbundenen Geldes: Initiativen wie Big Brother und das Privacy Gadget seien kostspielig, und die Suche nach Sponsoren bisher mühselig. Tangens: "Da hat jeder Angst, dass er selbst einmal Preisträger werden könnte".

Spiegel Online, 6. November 2003
Original: http://www.spiegel.de/netzwelt/politik/0%2C1518%2C272805%2C00.html