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Mit neuen Medien sinnvoll umgehen

"Mediale 88" am 8. und 9. Oktober in Stadtbibliothek und Filmhaus zeigt vielfältige ostwestfälische Szene

Bielefeld (Seh). An zwei Tagen lm Oktober ist In der Stadtbibliothek am Jahnplatz und im Filmhaus an der August-Bebel-Straße 94-96 etwas los, etwas, was es in dieser Form und in dieser Fülle noch nie gab: "Medientage" am 8. und 9. Oktober, gemeinsam veranstaltet von Stadtbibliothek, Gesellschaft für Medienpädagogik und Kommunikationskultur e. V. (Prof. Baacke), Filmhaus Bielefeld e. V, Spielen mit Kindern e. V., Jugend- und Kulturamt sowie Fachhochschule (Prof. Johnen-Böhler). Schirmherr der "Mediale 88" ist NRW-Kultusminister Hans Schwier, der das Medienereignis gefördert hat. Es wird am Samstag, 8, Oktober, 11 Uhr in der Zentralen Halle der Stadtbibliothek durch Oberbürgermeister Schwickert eröffnet. Die Veranstaltungen am Samstag dauern bis 23 Uhr. Am Sonntag geht's um 10 Uhr im Filmhaus weiter - bis 22 Uhr. Zwei Tage lang Lesen, Hören. Sehen, Experimentieren!

Erstmals informieren über hundert ostwestfälische Medien-Aktive gemeinsam über ihre Arbeit. Bei der bunten Mischung aus Börse, Aktion, Unterhaltung und Show steht die schöpferische und phantasievolle Verwendung der Medien im Vordergrund, erläuterten Klaus Joest und Michaela Thier von der Stadtbibliothek. Die Mediale möchte zeigen, daß die verschiedenen Kulturen des Lesens, Schreibens und Hörens einen Zusammenhang darstellen, nicht voneinander zu trennen sind. Bibliotheksdirektorin Dr. Annegret Glang-Süberkrüb sprach von einer Vielfalt des nichtkommerziellen medialen 'Marktes mit den unterschiedlichsten 'Intentionen, von einem Markt der Möglichkeiten regionaler Medienkultur. Die Mitarbeiter ihres Hauses hätten sich enorme Mühe gemacht.

Ein reichhaltiges Angebot von Aktionen, Austellungen, Filmen, Videos, Hörspielen und Lesungen sowie Datenkommunikation, Theater und Livemusik sorgen an den beiden Tagen für . einen abwechslungsreichen Mediengenuß. Es sei faszinierend, was an Kreativität vorhanden ist. Angesichts ständig wachsender neuer Technologien auch in unserer Region müsse die kreative, aktive Medienarbeit besonders gefördert werden, hieß es. "Alle Medien haben ihre Berechtigung." Man dürfe sich nur nicht von ihnen überrollen lassen, müsse lernen, sie sinnvoll zu verwenden.

Am Samstag in der Stadtbibliothek können Musikfans Videoclips drehen; Kinder können Trickfilme produzieren und Texte drucken, Funkinteressierte bei Mini-Hörspielen oder ihre Fähigkeiten als Sprecher erproben. Eine medienpädagogische Beratung fehlt ebensowenig wie die "Computercorner". Dort haben Besucher die Gelegenheit, per Datenkommunikation sogar mit Bürgern in Kanada Kontakt aufzunehmen (über die Galerie Art d'Ameublement aus Bielefeld) oder sich in der Computeranimation zu versuchen.

Auswärtige Gäste bereichern das Programm. Der diesjährige Heinrich-Böll-Preisträger Dieter Wellershoff liest aus seiner Herbstneuerscheinung. Anschließend diskutiert er mit dem bekannten Bielefelder Pädagogen und Schriftsteller Wolfgang Hädecke. Eine Lesung ganz besonderer Art bietet Peter Glaser. Kolumnist der Zeitschrift "Tempo". Er ist nicht persönlich anwesend, gibt aber seine "Poetronik" per Computer-Diskette weiter. Eine spritzige Musikshow bieten Till und Obel aus Hamm und die Bielefelder Band "Vanille".

Besondere Bonbons sind eine Multi-Media-Performance Bielefelder Künstler und die Vorführung der neuesten Spots computererzeugter Bilder aus aller Welt Dieses 60minütige Video "Als die Bilder fliegen lernten", bietet auf der Mediale einen interessanten Vergleich zu Computerbildern, die vor zehn Jahren aktuell waren. Das umfangreiche Film- und Videoangebot richtet sich an alle Altersgruppen. Besonders die regionale Filmkultur ist mit zahlreichen Beispielen vertreten. Das Spektrum reicht von einer Reportage über das Detmolder Freilichtmuseum - zum Teil im lippischen Dialekt - über den Kinderfilm "Gritta von Rattenschloß" bis hin zu Experimentalfilmen der international erfolgreichen Bielefelder Gruppe "Alte Kinder".

Daß Medien nicht nur der Unterhaltung, sondern auch der ernsthaften Auseinandersetzung über gesellschaftliches Leben dienen, wird in der Foto-Ausstellung "Armut in Bielefeld" oder in dem Louis Malle Film "Auf Wiedersehen, Kinder" deutlich.

Der Sonntag im Filmhaus beginnt mit dem schon traditionellen Medienfrühstück. Es geht um die Perspektiven der ostwestfälischen Medienkultur - kann " man zukünftig von einer-"Medienstadt Bielefeld" sprechen oder herrscht hier Funkstille? Anschließend findet an der August-Bebel-Straße ein". Seminar zum Thema "Neue Tendenzen des Dokumentarischen im Film" statt "Die kleine Bande", ein Abenteuerfilm für Kinder sowie "Z. B. Otto Spalt", eine Bielefelder Erstaufführung zum Thema "Filmförderung", beschließen die Mediale 88 im "Lichtwerk"-Kino.

Die in einer Auflage von 10 000 Stück gedruckten Programme liegen in den verschiedenen Bibliotheken der Stadt in Bezirksämtern, in der Bürgerberatung, in: Schulen und Jugendeinrichtungen aus. Auch Plakate; weisen auf .das Ereignis hin.


Westfalen-Blatt, 15. September 1988



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