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Anlieger bepflanzen öffentliches Minibeet / Bunte Blumenpracht und einladende Gartenbank

Ein Parkstreifen blüht so richtig auf

Von Regine Kleist

Bielefeld. Sonnenblumen, Mädchenaugen, Nachtkerzen, Lavendel, Rittersporn: in der tristen Marktstraße ist ein Minibeet im öffentlichen Parksteifen bunt bepflanzt worden. Direkt davor - an der dunkelroten Backsteinwand einer ehemaligen Fabrikhalle - lädt mitten auf dem Bürgersteig sogar eine Gartenbank Verweilen ein.

Der Künstler padeluun, Karin Großmann und Rena Tangens aus dem Haus Marktstraße 18 sind für die Blumenpracht auf kleinstem Raum verantwortlich. Die übliche städtische Bepflanzung mit Bäumchen und ein paar rosa Wildrosen war ihnen zu mickerig. Sie wollten Farbe in ihre Straße bringen, um sie etwas "urbaner" zu gestalten.

Darum wurden sie zu Hobbygärtnern, schafften extra eine Gießkanne an. An trockenen Tagen schleppten sie 50 Liter Wasser an, damit ihre Oase weiter grünte und blühte.

"Die Leute finden das gut", berichtet padeluun über die Reaktionen von Passanten und Nachbarn. "Ja, dürfen sie denn das überhaupt?", habe sich allerdings so mancher skeptisch erkundigt. Wie der Künstler versichert, haben die Stadtgärtner der Verschönerungsaktion nicht nur ohne Zögern nachträglich ihren Segen erteilt, sondern sie sogar ausdrücklich begrüßt.

Hundehalter machen, so seine Beobachtung, beim Gassigehen mit ihren Vierbeinern einen großen Bogen um das kleine Beet, das einem liebevoll gepflegten privaten Vorgärtchen gleicht. Die in öffentlichen Anlagen üblichen Probleme mit "Tretminen" gibt es daher nicht.

Die kleine Holzbank ist allerdings schon einmal nachts von bösen Buben zerstört worden. Padeluun: "Seitdem passen alle Nachbarn mit auf." Speziell die älteren Damen aus der Umgebung seien froh, die Möglichkeit zu einer Rast zu haben. Danach sei nichts mehr passiert. Der Sturm habe allerdings die größte und schönste Sonnenblume abgeknickt.

Die drei Blumenfreunde aus der Marktstraße hoffen, in ganz Bielefeld Nachahmer zu finden. Nachbarn haben jedenfalls schon von sich aus Blühendes in "ihrem" Beet dazugepflanzt. Genauso wichtig ist ihnen die Sitzgelegenheit. In den meisten Städten gebe es "im urbanen Raum" entschieden zu wenig Bänke.

Von den Mitarbeitern des Deutschen Gewerkschaftsbundes, vor deren Haustür sich die nächste Parkstreifen-Auflockerung befindet, sei auch schon Lob für die Blumenpracht gekommen. Aber ihr Beet vom Hausmeister ebenfalls zusätzlich bepflanzen zu lassen, das hätten sie bisher leider noch nicht fertiggebracht.


Neue Westfälische, 26. August 1998


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