Der Körper ist das Passwort

Die Delphi-Studie des deutschen Forschungsministeriums sagt voraus, dass im Jahre 2009 die Identifikation an Automaten oder Eingangskontrollen biometrisch funktioniert

VON ANKE GROENEWOLD

Der PINamid In Science-Fiction-Filmen ist es Standard. Wenn die Helden in unerlaubtes Gebiet vorstoßen, werden sie häufig durch Kontrollen ausgebremst: Sie müssen ihre Finger zeigen, ihre Augen abtasten lassen oder die Stimmbänder schwingen. Stimmt das Profil, öffnen sich Türen, Safes oder Dateien.

Unternehmen arbeiten seit Jahrzehnten daran, unfehlbare Identitätskontrollen zu entwickeln. Jetzt ist die flächendeckende Einführung von biometrischen Methoden in greifbare Nähe gerückt. Die britischen Marktforscher von SJB Research führen weltweit 371 Anwendungen auf- vom Augenscan bei Gefängnisinsassen in den USA bis zur Gesichtserkennung bei der Kreis- und Stadtsparkasse in Hof. Biometrie ist ursprünglich die Lehre von den Maß- und Zahlenverhältnissen bei Lebewesen. Heute gilt dieses Wort als Sammelbegriff für die diversen Systeme zur Identifikation. Körperteile als Passwort haben unschlagbare Vorteile: Man verliert sie in der Regel nicht und muss sich keine Wörter oder Zahlencodes merken. Als Schlüssel kommen nur Körpermerkmale in Frage, die einen Menschen zweifelsfrei von anderen unterscheiden, wie der Finger, das Auge, die Handkonturen, aber auch die Stimme, die Gesichtsform oder der Geruch. Das Schwierigste ist, Fehlerquellen auszuschalten. Für schmutzige, rissige Finger, eine Knoblauchfahne oder verquollene Augen nach durchzechter Nacht soll schließlich niemand am Geldautomaten bestraft werden. Noch hat sich keines der Systeme als das sicherste herauskistallisiert. Hugues Lüdi und Markus Müller setzen auf den Finger. Sie gründeten 1997 in Zürich die FingerPIN-AG und haben ein Gerät entwickelt, dass eine Fehlerquote von eins in einer Million aufweist. Die kleine PINamid" tastet nicht nur die Hügel, Täler und Wirbel der Fingerspitze ab, sondern untersucht auch die Verteilung der Poren. Eine Infrarot-Kamera misst den Blutfluss um sicherzustellen, dass der Finger noch am lebenden Menschen hängt. Lüdi und Müller sind am 7. November zu Gast beim Verein FoeBuD in Bielefeld und zeigen, wie die Identifikation über Fingerabdruck funktioniert.

"Mein Finger ist mein Pass", Sonntag, 7. November, 15.00 Uhr, Bielefeld, Bunker Ulmenwall, Kreuzstraße 0.

Neue Westfälische, 30. Oktober 1999