Big Brother Awards: Preise für Datenschutz-Rüpel

Bielefeld (ddp) ? Die "Big Brother Awards", die Negativpreise für so genannte Datenkraken, sind am heutigen Freitag verliehen worden. Neben der Deutschen Post und der Gebühreneinzugszentrale (GEZ) wurden unter anderem mehrere Bundesländer mit dem Award "ausgezeichnet".

Die Preisträger verstoßen nach Meinung der Jury erheblich gegen die Privatsphäre der Bürger. Zudem soll mit der Titelvergabe auf die missbräuchliche Nutzung von Technik und Informationen hingewiesen werden.

Den Preis in der Kategorie "Arbeitswelt" erhielt die Deutsche Post für ihre Arbeitsverträge mit Post-Agentur-Nehmern in geringfügiger Beschäftigung. Die Arbeitnehmer sollen sich in den Verträgen dazu verpflichten, bei Krankheit einen vom Arbeitgeber bestimmten Arzt von der Schweigepflicht zu entbinden.

Die Länder Bayern, Niedersachen, Rheinland-Pfalz und Thüringen erhielten in der Sparte "Politik" einen Preis. Nach Ansicht der Jury haben sie "im Windschatten der Terrorismus-Bekämpfung" drastische Einschnitte in die Grund- und Freiheitsrechte unverdächtiger Personen einkalkuliert. Davon betroffen seien unter anderem das Recht auf informelle Selbstbestimmung sowie das Brief- und Fernmeldegeheimnis.

Der "Lifetime"-Award ging an die GEZ, weil sich die Behörde nach den Worten der Jury systematisch Daten von Meldebehörden beschafft. So werden Bürger ermittelt, die keine GEZ-Gebühr bezahlen.

Im Rahmen dieser Aktion würde ein "Übermaß von Daten" gesammelt, um Bürger in deren Wohnung zu "überrumpeln", hieß es. Ein weiterer Preis wurde an die US-Regierung vergeben, weil sie Touristen nötige, bei der Einreise ins Land den Behörden den Zugriff auf umfangreiche Buchungsdaten zu erlauben.

Chip Online, 2003
Original: http://www.chip.de/news/c_news_11068176.html?tid1=9226&tid2=0