Die deutsche Datenschutzinitiative Stop 1984[1] hat bei der erstmaligen Verleihung von Big Brother Awards in Spanien den Mariana-Pineda-Preis erhalten. Im Gegensatz zu den übrigen Preisträgern, die wegen massiver Angriffe auf den Datenschutz "geehrt", sprich an den Pranger gestellt wurden, erhielt Stop 1984 einen "Positiv-Preis" wegen des Engagements für die "Verteidigung von Freiheit und Privatsphäre im Internet".
Negativbeispiel in der Big-Brother-Sparte Private Sector war hingegen die Deutsche Bank Spanien, die den E-Mail-Verkehr eines gewerkschaftlich organisierten Angestellten widerrechtlich abgefangen und den Mitarbeiter anschließend gefeuert haben soll. Microsoft bekam sein Fett in der Kategorie Intrusive Technologies ab: Die zahlreichen persönlichen Informationen, die Kunden bei der Anmeldung für den Registrierdienst Passport[2] abgeben müssen, könnten leicht in falsche Hände geraten und missbraucht werden, befanden die Juroren.
Die Big Brother Awards hat der Brite Simon Davis ins Leben gerufen. Der Gründer der Londoner Datenschutz-Organisation Privacy International[3] griff Warnungen George Orwells auf, der in seinem Roman "1984" die Gefahr einer totalitären Überwachung beschreibt. Die jährlichen Auszeichnungen gehen an Organisationen, Politiker und Privatpersonen, die den Datenschutz verletzen oder in die Privatsphäre von Bürgern eingreifen. Die deutschen Big Brother Awards[4] 2002 werden am 25. Oktober verliehen[5]. (pmz[6]/c't)
Heise Online, 08. Oktober 2002
Original: http://www.heise.de/newsticker/data/pmz-08.10.02-002/