Microsoft erhält den "Big Brother Award"

Datenschutz | 25.10.2002

Bielefeld (dpa) - Für wiederholte Eingriffe in die Privatsphäre ihrer Software-Anwender ist der US-Firma Microsoft am Freitag in Bielefeld der deutsche "Big Brother Award" zuerkannt worden.

Bielefeld (dpa) - Für wiederholte Eingriffe in die Privatsphäre ihrer Software-Anwender ist der US-Firma Microsoft am Freitag in Bielefeld der deutsche "Big Brother Award" zuerkannt worden. "Microsoft erhält den Preis vor allem für seine flächendeckende Einführung von Kontrolltechnologie zum vermeintlichen Schutz von Urheberrechten", sagte Jurymitglied Patrick Goltzsch bei der Bekanntgabe der diesjährigen Träger der Negativ-Auszeichnung.

Neben dem Microsoft-Konzern, der den Hauptpreis erhielt, bekamen sieben weitere Firmen, Institutionen und Politiker den "Big Brother Award". Der Award, der in 14 Ländern vergeben wird und auf George Orwells Roman "1984" zurückgeht, wird seit 1998 verliehen. Mit ihm sollen Verstöße gegen den Datenschutz geahndet werden. Zu den Veranstaltern in Deutschland, wo der Negativ-Preis in diesem Jahr zum dritten Mal vergeben wurde, gehört die Deutsche Vereinigung für Datenschutz.

"Ausgezeichnet" wurden neben Microsoft der Bundesrat, die Innenminister von Nordrhein-Westfalen und Hessen, Fritz Behrens (SPD) und Volker Bouffier (CDU), das Bundeskriminalamt, die Bayer AG und die Deutsche Post AG. Außerdem erhielt die Berliner Toll Collect GmbH den Award. Sie entwickelt das Lastwagen-Mautsystem.

"Microsoft hat uns labile Betriebssysteme beschert, einem Überfluss an Viren den Boden bereitet und für einen Mangel an Standards gesorgt", betonte Goltzsch. Der Bundesrat erhielt den Negativ-Preis für den Beschluss, dass Telekommunikations-Anbieter die Verbindungsdaten ihrer Nutzer speichern müssen. Die Bayer AG wurde aufgenommen, weil sie nach Juryangaben von Bewerbern um einen Ausbildungsplatz einen Drogentest verlangt, und die Post bekam den Preis für die Weitergabe von Kundendaten zu Werbezwecken.

NRW-Innenminister Behrens wurde für die von ihm initiierte Videoüberwachung an Kriminalitätsbrennpunkten "geehrt". Seinem hessischen Kollegen Bouffier wurde der "Big Brother Award" für die Verschärfung der Rasterfahndung zuerkannt.

Hamburger Morgenpost, 25. Oktober 2002; auch Kölnische Rundschau, 26. Oktober 2003
Originale: http://archiv.mopo.de/archiv/2002/20021025/nachrichten/digatrend/computer_spiele/42824947.html,
http://www.rundschau-online.de/kr/page.jsp?ksArtikel.id=1035132419359&calledPageId=1037365920648