BIG BROTHER AWARDS 2000 - GOLDMEDAILLE FUER DEN BESTEN
Und das gab's zu gewinnen: Eine abstrakte Figur mit
menschlichen
Umrissen, die an den Beinen mit Bleiband gefesselt
wurde und de-
ren Koerper eine Glasscheibe (beschrieben mit
Hexadezimalcode)
durchtrennt.
Am vergangenen Donnerstag wurde dieser Big Brother
Award in Oes-
terreich und erstmalig auch in Deutschland und der
Schweiz ver-
liehen. Allerdings hat der Award rein gar nichts mit
der heiss
geliebten aber trotzdem geschmaehten Container-Show zu
tun!
Die BB-Awards haben nur ein Ziel: Personen, Behoerden
und Firmen,
die die "Privatsphaere von Menschen beeintraechtigen
oder (per-
soenliche) Daten Dritten zugaenglich machen" an den
Pranger zu
stellen.
In Deutschland wurde in sieben Kategorien
ausgezeichnet:
Business & Finanzen, Politik, Behoerden & Verwaltung,
Kommunikation, Lifetime Award, "Szenepreis" und einen
Regionalpreis fuer
Ostwestfalen-Lippe. Wir verraten ihnen die Gewinner
(inkl. der wichtigsten Zitate aus der "Urteilsbegruendung"):
- Loyalty Partner fuer deren Payback Karte: "Payback
kommt als
Rabattkarte daher, dient aber einzig dazu,
personalisierte Da-
ten zum Kaufverhalten von Tausenden von
Verbraucherinnen und
Verbrauchern zu gewinnen und kommerziell zu nutzen,
ohne dass
diese darueber informiert werden."
- Eckardt Werthebach (Innensenator Berlin, CDU) "fuer
die geplan-
te Erweiterung und Erneuerung der
Telefonueberwachungsanlage in
der Bundeshauptstadt"
- Hartmut Mehdorn, Chef der Deutschen Bahn fuer
"undurchschaubare
Gemengelage der Videoueberwachung durch die Deutsche
Bahn AG".
Undurchschaubar, weil niemand mehr genau wisse, wer
fuer die
Ueberwachung der Bahnhoefe und Zuege zustaendig ist
(Deutsche
Bahn oder Bundesgrenzschutz oder Sicherheitsdienste
der DB).
- GMX "weil die Firma, die elektronische Post ihrer
Nutzerinnen
und Nutzer ungenuegend gesichert hat". Trotz
gehaeufter Pannen
(Mails werden bei einem Software-Update geloescht,
Hacker ver-
schaffen sich Zugang zu Userdaten) versteht man bei
GMX die
Auszeichnung ueberhaupt nicht: "GMX ist auf dem
aktuellen Stand
der Technik, was den Schutz und die Sicherheit der
von uns
angebotenen eMail- und Messaging-Dienstleistungen
betrifft" so
Pressereferentin Marion Schanzer. Nachruestungbedarf
im Bereich
Sicherheit sieht GMX somit offenbar nicht.
- das Bundesverwaltungsamt in Koeln fuer sein
Auslaenderzentralregister, das "vor allem der Ueberwachung von
Auslaenderinnen
und Auslaendern, um diese im Zweifel ausser Landes
schaffen zu
koennen", dient.
- das Apache Konsortium "fuer die mangelhafte Beachtung
von Be-
langen der Privatsphaere in der
Standardkonfigurationsdatei des
Apache Webservers". Dessen Konfiguration erfolge
ueber eine
Textdatei, in der auch die Protokollierung von Daten
festgelegt
wird. In der Standard-Konfiguration protokolliere der
Apache
Webserver unter anderem die IP-Adresse des
Abfragenden und die
Namen der abgerufenen Webseiten mit.
Diese Begruendung scheint aber eher auf wackeligen
Fuessen zu
stehen, da die Protokollierung z. B. notwenig ist, um
eine Auswertung von Page Impressions ueberhaupt vornehmen zu
koennen.
Ausserdem ist dieses "Problem" nicht
"Apache-spezifisch".
- die Stadtwerke Bielefeld fuer die "Zwangsbeschallung
mit dem
Programm des lokalen Radiosenders Radio Bielefeld" in
vier
Linienbussen.
Von einer Titelverteidigung im Jahre 2001 traeumt wohl
keiner der Goldmedaillengewinner.
Die offiziellen Big Brother Award Seiten in D, A und CH
- http://www.bigbrotherawards.de
- http://www.bigbrother.awards.at
- http://www.bigbrotherawards.ch
Die Preistraeger - Infos und Websites
- http://www.payback.de/
- http://www.berlin.de/home/Land/SenInn/
- http://www.bahn.de/
- GMX schickt einen offenen (Protest-)Brief an die Veranstalter
http://info1.gmx.de/cgi-bin/presse?AREA=mitteilungen_18&SUB=mitteilungen&LANG=de
- http://www.bfd.bund.de/dsvonaz/a20.html/
- http://www.apache.org/
- http://www.stadtwerke-bielefeld.de/
NetNewsLetter, 27. Oktober 2000