Bundesinnenminister Otto Schily ist mit dem Big BrotherAward ausgezeichnet worden. Schily bekomme den Preis "für sein Eintreten gegen Bürgerrechte, Datenschutz und informelle Selbstbestimmung", teilte der FoeBuD ("Verein zur Förderung des öffentlichen bewegten und unbewegten Datenverkehrs") auf seiner Internet-Seite mit.
Schily trete "unter dem Deckmantel der Terrorbekämpfung" für den Abbau von Bürgerrechten ein, heißt es weiter. Zudem setze er sich dauerhaft für neue Ermittlungsbefugnisse der Polizei und der Geheimdienste ein, ohne die verfassungsmäßig garantierten Bürgerrechte zu berücksichtigen.
Eine begehrte Trophäe ist der BigBrotherAward nicht gerade: Er wird an die verliehen, die die Privatsphäre anderer Menschen beeinträchtigen oder persönliche Daten unerlaubt Dritten zugänglich machen. Heute werden zum zweiten Mal Firmen, Organisationen und Einzelpersonen in Deutschland auf diese Weise "geehrt".
Wer denkt beim Umgang mit den modernen Kommunikationsmitteln schon darüber nach, dass Handy-Standorte minutiös gespeichert werden, dass E-Mails leichter mitzulesen sind als Postkarten und dass unerwünschte Werbung keines falls das Schlimmste ist, was beim unbeschwerten Internet-Bummel passieren kann? Solche Fragen wollen die Macher in die Öffentlichkeit tragen und so die Diskussion um Privatsphäre und Datenschutz fördern.
Der Name der "Preises" ist dem Roman "1984" von George Orwell entnommen, in dem der Autor bereits Ende der vierziger Jahre eine zukünftige Gesellschaft entwarf, die unter totaler Überwachung steht. Ins Leben gerufen wurde der deutsche BigBrotherAward vom Bielefelder FoeBuDe e.V., der sich 1987 als "Verein zur Förderung des öffentlichen bewegten und unbewegten Datenverkehrs" gründete, in Zusammenarbeit mit anderen Organisationen. Außerdem wird der Preis in den USA, Kanada, Großbritannien, Österreich, Frankreich, Dänemark, Holland, Ungarn, Spanien und der Schweiz ausgelobt.
N-TV, 26. Oktober 2001