Saarbrücken (dul). Wirtschafts-Spionage, Hacker- Angriffe, Datenmissbrauch. So lang die Liste der möglichen Gesetzesbrüche mit Hilfe eines Computers, so schwierig ist es, diese zu verhindern. Doch ein saarländisches Unternehmen hat es sich zum Ziel gemacht, diesen Vergehen einen Riegel vorzuschieben. Mit großem Erfolg: Das Saarbrücker Unternehmen Protectcom verkauft seit rund eineinhalb Jahren Überwachungs-Software an Unternehmen und an Privatleute und kann inzwischen eine stattliche Anzahl namhafter Kunden vorweisen.
Sowohl Großunternehmen auf der Suche nach Datensicherheits-Lösungen als auch Eltern, die wissen möchten, was ihre Sprösslinge im Internet so treiben, schätzen die Entwicklungen von der Saar: "Orvell Monitoring 2002" heißt das derzeitige Aushängeschild von Protectcom. Es lässt sich schnell und ohne Vorkenntnisse auf dem heimischen Computer installieren und läuft unbemerkt im Hintergrund, ohne dabei die Arbeit am Rechner einzuschränken. Das besondere daran: In regelmäßigen Abständen macht das Programm Aufnahmen des Bildes auf dem Monitor und protokolliert damit beispielsweise den Besuch auf Internet-Seiten, Unterhaltungen in so genannten Chat- Räumen oder den Ein- und Ausgang von E-Mails. Die gespeicherten Informationen können dann vom Benutzer über einen Code abgerufen werden. Ebenso kann auch ein misstrauischer Chef den Arbeitseifer seiner Mitarbeiter überprüfen. So könnte er beispielsweise nachverfolgen, ob seine Kollegen am Monitor die aktuellsten Sportnachrichten lesen oder private E-Mails versenden.
Um über solch sensible Themen wie die Mitarbeiter- Überwachung in der Öffentlichkeit Diskussionsanstöße zu geben, vergibt der Verein zur Förderung des öffentlichen bewegten und unbewegten Datenverkehrs (Foebud) jedes Jahr den so genannten "Big-Brother-Award". Im vergangenen Jahr ging diese Auszeichnung auch an die Protectcom für ihre Überwachungs-Software "Spector".
Möglich machen die Saarländer mit ihren Produkten aber auch die "Kontrolle im großen Stil". Hierbei arbeiten die Programmierer mit Unternehmen von internationalem Ruf zusammen. So erstellt Protectcom unter anderem Computer- und Netzwerküberwachungs-Software zum Aufspüren von Wirtschaftsspionage. Gemeinsam mit den Abnehmern wird die Datensicherheit aufs Korn genommen. Dabei starten die Protectcom-Mitarbeiter, mit Erlaubnis ihrer Kunden, einen Hacker-Angriff auf deren System. Sie spüren Löcher im Sicherheitsnetz auf und beseitigen sie anschließend gezielt. Diese Angriffe, versichert Protectcom-Inhaber Carsten Rau, hätten eine Erfolgs- Quote von 80 Prozent. Ein Indiz dafür, dass der Bedarf an solchen Datensicherheits-Lösungen durchaus hoch ist.
Zusätzlich vertreibt Protectcom Programme gegen Computer-Viren sowie so genannte Firewalls. Letztere prüfen Übertragungen vom Internet zum Computer oder umgekehrt und können im gegebenen Fall unerwünschte Daten vom PC fern halten. Ergänzt wird das Angebot von Protectcom durch Video- Überwachung von verschiedensten Objekten.
Kein Wunder also, dass die Saarländer zu ihren etwa 3500 Kunden unter anderem den Flughafen Frankfurt oder das Bundeskanzleramt zählen können. Gerade nach dem 11. September 2001, so Rau, sei die Nachfrage nach Datensicherheits-Lösungen gestiegen und werde auch in Zukunft verstärkt vorhanden sein.
Saarbrücker Zeitung, 28. Mai 2002
Original: http://www.sz-newsline.de/wir/GKR7EK6A_1.php3