Die kleinen RFID-Chips mit Antenne, welche über Induktion gespeist werden und einige wenige Byte an Daten aussenden können, bewegen weltweit die Gemüter. Mehrere internationale Verbraucherschutz- und Bürgerrechtsorganisationen haben nun ein gemeinsames Positionspapier gegen RFID Tags herausgebracht, und auch am Massachusetts Institute of Technology (MIT) wurde heftig über Sinn und Unsinn der Technologie diskutiert.
Kaum eine andere Technologie polarisiert derzeit so stark wie RFID. Auf der einen Seite hilft sie dem Handel beim Senken der Inventurkosten um bis zu 25 Prozent (Schätzung IBM). Große Firmen wie Wal-Mart, Kaufhof, Gillette, Metro oder Procter and Gamble (P&G) beschäftigen sich daher bereits sehr intensiv mit der RFID-Technik. Auf der anderen Seite fürchten Datenschützer, dass Käufer künftig durch die kleinen elektronischen Sender ständig lokalisiert werden könnten und basteln an ersten RFID-Blockern. Wal-Mart, P&G und Gillette konnte man bereits nachweisen, dass sie RFID testhalber eingesetzt haben, ohne Kunden vorher davon zu informieren.
Die Technik kann laut den Befürwortern zwar leicht gestört werden und reicht in der Praxis keine 20 Meter weit. Diese Argumentation scheint aber reine Verzögerungstaktik zu sein, denn die Wirklichkeit hat die Diskussion längst eingeholt: Katherine Albrecht von der Datenschutzorganisation Caspian etwa weiß, dass Gillette bereits 500 Mio. RFID-Chips geordert hat. Mario Rivas, Executive Vice-President bei Philips Semiconductors, bestätigte darüber hinaus, dass sein Unternehmen bisher rund eine Mrd. RFID-Chips ausgeliefert hat. Kommentar der Datenschützerin Albrecht: "Wenn man dermaßen viele RFID-Chips anfordert, dann reden wir nicht mehr von der theoretischen Möglichkeit, diese Technik einzusetzen. Dann ist sie Wirklichkeit geworden."
In einem Positionspapier von internationalen Verbraucherschutz- und Bürgerrechtsorganisationen werden nun die Gefahren für Privatsphäre und Bürgerrechte erläutert, die durch RFID-Etiketten auf und in Waren entstehen können. Das Positionspapier fordert als erste Maßnahme ein Moratorium der RFID-Hersteller und der Handelsketten, bis geeignete Maßnahmen erarbeitet worden sind, um diesen Gefahren wirksam zu begegnen.
Roland Kissling
Computerwelt (.at), 20. November 2003
Original:
http://www2.computerwelt.at/detailArticle.asp?a=79038&n=3