Die Stiftung "Bürgerrechte in der digitalen Gesellschaft" (Bridge) hat den im Juni ausgelobten Förderpreis in Höhe von 15.000 Euro dem Verein zur Förderung des öffentlichen bewegten und unbewegten Datenverkehrs (FoeBuD) für das Projekt einer Kampagne "Privacy Gadgets gegen Datenkraken" zuerkannt.
Datenschutz aktuell 02-11/2003 Den Kern der unter 18 eingereichten Vorschlägen ausgewählten Projektidee bildet die Entwicklung eines kleinen elektronischen Spielzeugs (Gadgets) zur Verteidigung der Privatsphäre. Es soll elektronische Etiketten (RFID-Tags) aufspüren, die unter anderem zur Vereinfachung der Warenlogistik mit einem Electronic Product Code (EPC) zunehmend an Gegenständen beliebiger Art angebracht werden und in die sich künftig berührungslos Daten ein- und auslesen lassen werden. Nicht nur Datenschützer befürchten, dass solche Tags über den propagierten Barcode-Ersatz hinaus auch zur Erstellung personalisierter Einkaufs- und Nutzungsprofile Verwendung finden werden. Da für die Bürger in der Regel nicht erkennbar ist, ob ein Gegenstand einen RFID-Tag enthält und ob beziehungsweise wo dieser Tag ausgelesen wird, könne das Recht auf informationelle Selbstbestimmung und die Unzulässigkeit von Datenerhebungen hinter dem Rücken der Betroffenen leicht unterlaufen werden. Die RFID-Tags werden so klein sein, dass die meisten gar nicht wissen werden, dass sie solche Dinger mit sich herumtragen, begründete die Sozialwissenschaftlerin Jeanette Hofmann für die achtköpfige Jury, der unter anderem der Berliner Datenschutzbeauftragte Hansjürgen Garstka angehört, die Preisverleihung. Die Transpondertechnik kommt jetzt immer mehr in Bürgernähe. Deshalb werde der vorgeschlagene Warnsensor für mehr Transparenz sorgen, indem er das Vorhandensein von RFID-Tags sowie entsprechender Lesegeräte hörbar meldet und dabei nicht nur den Nutzer, sondern auch Umstehende informiert. Im Unterschied zu dem unlängst von Wissenschaftlern in den USA geforderten RFID-Blocker wird dabei der Datenaustausch zwischen SmartLabel und dem Lesegerät nicht behindert. Vielmehr wolle die geplante Kampagne einen Weg aufzeigen, bereits vor der breit gestreuten Einführung spielerisch und ohne moralisierenden Zeigefinger, so Hofmann heute bei der Preisverleihung in Berlin, in der Öffentlichkeit ein kritisches Interesse für die Gefährdungen der Privatsphäre durch diese invasive Technologie zu wecken.
Der in Bielefeld ansässige Verein FoeBuD e.V. hatte selbst erst kürzlich die Handelsgruppe Metro für die Warenauszeichnung mit Transponderchips in dem "Future Store" mit dem symbolischen Datenschutz-Negativpreis Big Brother Award bedacht.
(Richard Sietmann) / (wst/c't)
Datenschutz Aktuell, 2. November 2003
Original: http://www.burr-consulting.de/downloads/infoletter/Infoletter%20021103.pdf