RFID: Wem soll diese revolutionäre Technik dienen?

Susi K., Testkundin im Future-Shop der Metro-Gruppe in Rheinberg bei Duisburg, ist beeindruckt: Nachdem ihr Einkaufswagen per Funk ihre Kundenkarte ausgelesen hat, wird sie persönlich auf dem Display begrüßt. Sofort erscheint ihre persönliche Standard-Einkaufsliste, die sie nun verändern kann. Per Navigationssystem zeigt der Einkaufswagen ihr den rationellsten Weg durch die Regale und auch stets den aktuellen zu zahlenden Betrag an. Eine Kasse gibt es nicht mehr: Stattdessen wird der volle Einkaufswagen einfach durch ein Lesegerät geschoben, sein Inhalt komplett per Funk erfasst und mit Susi K.'s Kundenkarte verbucht. Zeitersparnis: fast 50 Prozent. Die Technik, die dahinter steckt, heißt RFID und soll uns als Wegbereiter in die "schöne neue Einkaufswelt" schmackhaft gemacht werden. Doch in Wirklichkeit steckt mehr dahinter. Viel mehr.

RFID - was ist das überhaupt?

RFID heißt "Radio Frequency Identification" - zu deutsch etwa "Identifizierung per Funk" - und soll der Nachfolger des heute auf fast allen Waren aufgedruckten Strichcodes werden. Doch im Gegensatz zu diesem so genannten EAN-Code kann mit RFID jedes einzelne Endprodukt - also z.B. jeder einzelne Joghurtbecher - weltweit eindeutig identifiziert werden. Dabei enthält die Verpackung einen so genannten Transponder, der im Wesentlichen aus einem Mikrochip und einer Antenne besteht. Geraten die Produkte mit den Transpondern in die Reichweite eines Lesegerätes, können ihre Daten ausgelesen und zur Verarbeitung weitergeleitet werden. Aktuelle RFID-Chips - halb so groß wie ein Streichholzkopf - haben eine Speicherkapazität von mindestens 96 Bit. Das ist vollkommen ausreichend, um alle im Umlauf befindlichen Waren eindeutig zu identifizieren. Zum Vergleich: 138 Bit würden ausreichen, um jedem einzelnen Molekül auf der Oberfläche des Planeten eine eigene Nummer zu geben. Die so genannten passiven RFID-Chips benötigen nicht einmal eine eigene Energiequelle, sondern ziehen diese aus den Lesegeräten. In den nächsten Jahren soll die konstante Reichweite auf über drei Meter angehoben und der Produktionspreis auf 1-2 Cent pro Stück gesenkt werden.

Und wozu soll das gut sein?

Mit der kontaktlosen Identifizierung jedes einzelnen Produkts könnte die gesamte Kette von der Produktion bis zum Endverbraucher automatisiert erfasst und in weltweit verfügbaren Datenbanken gespeichert werden. Damit würde eine weitgehende Automatisierung der gesamten weltweiten Logistik und Verteilung von Waren möglich. Der Inhalt ganzer Lkws oder Güterwaggons könnte - praktisch im Vorbeifahren - registriert und über Satellit verfolgt werden. In Lagern würden Inventuren der Vergangenheit angehören - der Bestand liegt immer in Echtzeit vor. In einem Pilotprojekt des britischen Handelsmonopols Tesco konnte z.B. der Zeitbedarf für eine komplette Lkw-Entladung von durchschnittlich 23 auf 3 Minuten reduziert werden. Die Automobilmonopole erwarten sich von der RFID-Technik einen qualitativen Sprung in der Präzision der Just-in-Time-Produktion. Lückenlose Warenrückverfolgungssysteme wären kein Problem mehr: Beispielsweise nachträglich als BSE-verseucht erkanntes Fleisch ließe sich ohne Restbestände aus den Läden und Lagern entfernen. Aber auch in anderen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens wird RFID eine wichtige Rolle spielen: In taiwanesischen Krankenhäusern wurden Patienten während der SARS-Epidemie mit RFID-Aufklebern versehen - so konnten die Infektionswege des Virus über Lesegeräte in jeder Tür in kürzester Zeit nachvollzogen und Schlüsse zu seiner Bekämpfung gezogen werden. Großwäschereien haben die Reinigung und anschließende Sortierung von Kleidungsstücken nach ihren tausenden Besitzern mit waschfesten RFID-Etiketten fast vollständig automatisiert - nur ein kleines mögliches Anwendungsgebiet für die Vergesellschaftung der Hausarbeit in einer sozialistischen Gesellschaft. Vor allem aber bietet die damit mögliche Echtzeiterfassung des weltweiten Bedarfs, Verbrauchs und der Logistik aller Waren ungeahnte Möglichkeiten für die Planwirtschaft der vereinigten sozialistischen Staaten der Welt.

Bestandteil der Neuorganisation der Produktion

Damit RFID in der Neuorganisation der internationalen Produktion überhaupt voll genutzt werden kann, sind weltweit einheitliche Normen notwendig. Aus den konkurrierenden Strichcodesystemen von EAN International (Europa) und UCC (USA) entstand dazu inzwischen die EPC Global (Electronic Product Code) als einheitliche Normierungsstelle. Das Hauptzentrum der weltweiten RFID-Entwicklung ist heute das "Auto-ID Center" beim MIT (Massachusetts Institute of Technology, USA). Hier findet man fast alle Weltmarkt beherrschenden Übermonopole der Einzelhandels-, Elektronik- und Telekommunikationsbranchen, aber auch z.B. das US- Kriegsministerium. RFID-Chips werden bereits heute schon überall auf der Welt eingesetzt. Dabei handelt es sich jedoch durchweg um Insellösungen. Das neue an den Plänen ist ein weltweit einheitliches System. Denn erst so wird es möglich, all diese Daten auch miteinander zu verknüpfen. Diese "Vernetzung aller Dinge" wäre ein qualitativer Sprung in der Entwicklung des Internets. Neben der Chip-Hardware und technischen Problemen mit Metallen und Flüssigkeiten wird vor allem daran gearbeitet, wie weltweit praktisch beliebig viele Interessenten über das Internet auf die gesammelten Daten zugreifen können. Dazu wird mit dem ONS (Object Name System) bereits eine Standardarchitektur entwickelt (siehe Grafik). Ein weiteres wichtiges Forschungsgebiet ist die Weiterentwicklung "intelligenter" Datenbanksysteme, um mit dieser bisher unvorstellbar riesigen Datenflut überhaupt etwas Sinnvolles anfangen zu können.

Kapitalistische Profitgier verwandelt fortschrittliche Technik in Destruktivkräfte

Das Bestreben der herrschenden Monopole ist jedoch nicht, die fortschrittliche RFID-Technik zum Nutzen der Weltbevölkerung anzuwenden. Im Gegenteil: Es geht um die Ausschaltung der Konkurrenz und Vernichtung von Arbeitsplätzen. Wo in einer sozialistischen Gesellschaft Arbeitskräfte frei würden für andere sinnvolle Aufgaben, sind heute weltweit zig Millionen Werktätige (zunächst vor allem im Einzelhandel und im Transport- und Lagerwesen) in ihrer Existenz bedroht. Und das US-Kriegsministerium erklärt auf seiner Website: "Die Art, wie wir Kriege führen, hat sich verändert, wie man im Irak gesehen hat. RFID ist eine Schlüsselkomponente, um unsere Fähigkeit zu verbessern, unsere Truppen zu dirigieren und zu versorgen."

Schnüffeltechnik gegen die weltweiten Befreiungskämpfe

Für die herrschenden Monopole und ihre Regierungen hat die Technik noch eine andere Bedeutung: Weltweit wächst der Widerstand gegen die staatlichen Krisenprogramme, imperialistische Kriege usw. Um dem entgegenzutreten, werden unter anderem die Tätigkeit von Geheimdiensten und Polizei gegen die eigene Bevölkerung unter dem Vorwand des "Kampfs gegen den Terrorismus" ausgeweitet. In diesen Plänen spielt die RFID-Technologie eine wichtige Rolle: Denn da sich einzelne Produkte, also auch Schuhe, Kleidung, Geldbörse oder Handy identifizieren lassen, können sie auch mit den konkreten Personen in Verbindung gebracht werden, die sie gekauft haben. Da Lesegeräte nicht nur in Geschäften, sondern auch am Arbeitsplatz, in öffentlichen Verkehrsmitteln und Gebäuden installiert werden sollen, ließen sich so regelrechte Bewegungsprotokolle erstellen. Jeder Mensch hätte immer mehrere "Peilsender" bei sich - ohne zu merken, wann und wo diese ausgelesen werden. Sogar die Implantierung der winzigen Chips im menschlichen Körper wird heute schon problemlos vorgenommen. Wer hat wann an welcher Demonstration oder Streikaktion teilgenommen, sich mit wem getroffen ... ein Eldorado für die Geheimdienste. Auf der diesjährigen CeBit kündigte Bundesinnenminister Schily den digitalen Personalausweis sowie die neuen Reisepässe mit biometrischen Daten an - beide mit RFID-Chips versehen. Auch China will bis 2006 alle 1,26Milliarden Ausweisdokumente mit Transpondern versehen. Die Europäische Zentralbank arbeitet fieberhaft daran, die Transponder in den Euro-Geldscheinen unterzubringen.

Aktiver Widerstand gefordert

Aus Angst vor dem Widerstand der Massen hat das Auto ID Center extra eine der führenden Public Relation Firmen angeheuert. Fleishman & Hillard, zu deren Kunden unter anderem das US-Kriegsmi nisterium zählen, erklärt dazu offenherzig: "Die RFID-Opposition gilt es zu neutralisieren." Es müsse vielmehr in den Mittelpunkt gestellt werden, wie RFID Behinderten, alten Menschen oder Kranken helfe. Letztendlich werden den Herrschenden weder hochgerüstete Bürgerkriegstruppen noch ausgefeilte Spitzelapparate nützen - so wie auch die SED-Diktatur trotz riesigem Stasi-Apparat vom Kampf der Volksmassen hinweggefegt wurde. Aber die RFID-Bespitzelung ist darauf ausgelegt, die Befreiungsbewegungen weltweit zu unterdrücken und erfordert einen aktiven Widerstand dagegen.

Externe Links zum Thema:

www.foebud.org

Video: Beitrag in der Monitor-Sendung vom 08.01.04

http://www.wdr.de/tv/monitor/beitrag.phtml?bid=554&sid=108

Unabhängiges Landeszentrum für Datenschutz Schleswig-Holstein:

http://www.datenschutz.de/feature/detail/?featid=2

Rote Fahne der MLPD, Gelsenkirchen, 17. Mai 2004
Original: http://www.rf-news.de/rfnews/aktuell/Wissenschaft_und_Technik/article_html/News_Item.2004-05-17.2845