Netzrevolution ganz einfach

Martin Rost bietet unterhaltsame Ansichten aus der Computerwelt

Die Netze sind stets Auslöser starker Gefühle: Begeisterung über die Möglichkeiten bei dem einen, Unverständnis und Ablehnung als Entfernung vom richtigen Leben beim anderen. Herausgeber Martin Rost nimmt mit seinem Buch "Die Netzrevolution. Auf dem Weg in die Weltgesellschaft" denjenigen die Angst, die sich von der Revolution überrollt fühlen. Die Essay-Sammlung, verfaßt von den Netz-Erbauern der ersten Stunde, versammelt Beiträge, die sowohl dem Einsteiger als auch dem Netzerfahrenen neue Einsichten vermitteln. Die Texte diskutieren, wie intensive Netznutzung zu Persönlichkeitsveränderungen führt, warum die Netze in den Wissenschaften nicht als Publikumsmedium genutzt werden, wie Datenschutz möglich ist und wie sich die Netzbürger gegen die Kommerzialisierung der Netze wehren können.

Für den Einsteiger ist dieses Buch geeignet, weil es in die Netzwelt ohne Klischees einführt: Nichtssagende Begriffe wie Datenhighway, Global Village oder Cyberspace kommen in den Essays nicht vor. Für den Netzaktiven ist es ein Wiedersehen mit alten Bekannten. Fast täglich stehen Diskussionsbeiträge von ihnen im Netz. Auf Vortragsveranstaltungen erklären sie, wie sie sich den Einsatz der Netze vorstellen: Für das Künstlerpaar Padeluun und Rena Tangens sind Netze ein Werkzeug für neue Kunstformen, andere Netzenthusiasten wollen mit Hilfe der Netze eine "Graswurzeldemokratie" aufbauen. Wie unterschiedlich die einzelnen Autoren auch das Thema Netz bearbeiten, sie stehen mit diesem Buch gegen das Klischee des pickligen Computerfreaks auf, der die Welt um sich herum vergessen hat und nur in Bits und Bytes denkt. Ihre Geschichten sind ideenreich geschrieben und darum eine kurzweilige Lektüre. Martina Lenk

Martin Rost, Die Netzrevolution. Auf dem Weg in die Weltgesellschaft, 231 Seiten, broschiert, 39 Mark

SVZ, 15. Juni 1996