MesseMenschen: Die Daten-Vermittlerin

Für Rena Tangens ist die Welt nur ein Dorf. Und so will sie auch alles und sofort loswerden. Ebenso schnell, wie die neuesten Nachrichten des Tages in komprimierter Form auf einen Fernsehzuschauer hereinstürmen, berichtet sie über das System privater MailBoxen in der Bundesrepublik, die Bielefelder Mailbox "//BIONIC" und den Computerclub FoeBuD, den sie auf der CEBIT in Halle 22 vertritt. Dabei kommt sie vom Hölzchen aufs Stöckchen, von der weltweiten Datenkommunikation über das Computernetzwerk, und die sozialen Probleme bis zu den Ansprüchen ihres Clubs ('uns geht es in erster Linie um die Menschen, die vor dem Computer sitzen').

Um die Benutzer zusammenzubringen, organisiert Rena Tangens öffentliche Veranstaltungen - "für die vielen kleinen genialen Freaks, die ihre Zeit sonst allein vor dem Bildschirm, verbringen". Dabei geht es um Themen wie die Verschlüsselung privater Daten oder die Datenübertragung per Amateurfunk, aber auch um die Ursprünge der Computertheorie aus dem 13. Jahrhundert. "Die Teilnehmer sollen erkennen, daß es außer dem, was sie gerade tun, auch noch ganz andere Bereiche gibt." Anstöße können auch von den Teilnehmern selbst kommen, und: "Bei uns sitzt der Banklehrling neben dem Punk." Selbst "regelrechte Computerhasser, die sich überlegen, ob sie mit dem Teufels- zeug je etwas machen wollen, seien dabei. Die meisten, sagt Rena Tangens, lassen ihre Vorbehalte nach einiger Zeit hinter sich und setzen sich selbst - vor den Bildschirm. Einige würden entdecken, daß es Arbeiten gibt, die die Computer sehr viel schneller erledigen können.

Andere nutzten das Mailbox-System "//Bionic", das der Club unterhält. MailBoxen, Briefkästen, bieten auf verschiedenen "Brettern" - wie eine Zeitung ohne Papier - Nachrichten aus ganz verschiedenen Bereichen wie Politik und Wirtschaft. Sie können auch als Arhiv und Anrufbeantworter dienen oder Nachrichten befördem. "In allen anderen Medien knallt einem alles entgegen", sagt Rena Tangens. Der Benutzer einer Mailbox, brauche dagegen nicht nur passiv, konsumieren, sondern, könne auch seine Meinung sagen. Oder Fragen stellen. Beispielsweise hängen Umweltgruppen im elektronischen Netz und können so einen Austausch auf breiter Ebene erzielen. Ihre Nachrichten verschicken die privaten MailBoxen - in der Bundesrepublik gibt es, mehr als 200 - über das öffentliche Fernsprechnetz.

In einigen Jahren, so glaubt die Bielefelderin, wird das System der, MailBoxen so normal sein wie das Telefonieren. Und dann werde auch die Betreuung der Teilnehmer öffentlicher Computer-Kennlern-Kurse keine unbezahlte Täigkeit mehr sein.

(rk)

Hannoversche Allgemeine Zeitung, 19. März 1991