Im Spannungsfeld zwischen Privatsphäre und Datenspeicherung

Erster schleswig-holsteinischer Datenschutztag im Kieler Landeshaus

Rena Tangens Richtig ins Schwitzen brachte die Experten des ersten schleswig-holsteinischen Datenschutztages am 2. Juni im Kieler Landtag ausgerechnet die Frage eines zwölfjährigen Schülers. Er wollte wissen, was denn überhaupt Datenschutz ist. Professor Joseph Weizenbaum, prominenter Kritiker der Computerweit aus den USA, gab die Antwort: Die Spannung zwischen der Privatsphäre eines Menschen und der Notwendigkeit des Rechts auf Speicherung von Wissen. Professor Hans Peter Buil, Innenminister des Landes, steuerte die Ziele des Datenschutzes bei. Richtig sei ein Umgang mit Informationen, wenn er eine freie Entfaltung der eigenen Persönlichkeit erlaube Lind keine Machtkonzentration dadurch entstehe, "daß einzelne über vieIe Menschen viel wissen".

Eine "geistig-ethische Anstrengung", um das System weltweit vernetzter Computer wieder in den Dienst der Menschen zu stellen, forderte Landtagspräsidentin Ute Erdsiek-Rave "Wissen ist Macht. Das eigene Wissen durch den Einsatz der Maschine zu ersetzen, ist Ohnmacht". Das Fazit der Landtagspräsidentin auf dem zugleich 6 Landtagsforum. Das "Error"- Sagen dürfe nicht dem Computer überlassen werden.

Ernst Eugen Becker, Datenschutzbeauftragter des Landes, benannte es auch als seine Aufgabe, "Euphorien zu dämpfen und Risiken aufzuzeigen, damit die gefürchtete Orwellsche Vision nicht eintritt". Handfeste Einblicke in die elektronische Datenverarbeitung lieferte zugleich zum Datenschutztag die Ausstellung "Denk- wurdiges aus der Welt der Computer" im Foyer des Landeshauses Eine Hauptattraktion auf dem Stand waren die als "Hacker" bekanntgewordenen Computerfreaks vom Chaos Computer Club Hamburg, die gerne per Anhalter durch die Computernetze reisen und so auf Probleme aufmerksam machen. Unbestrittener Publikumsliebling war allerdings "Björni". Der sprechende Computer "denkt und redet wie Björn Engholm" und "weiß auf alles eine Antwort", versprach die Ankündigung vollmundig, Da wurde der Computer reichlich überschätzt. Anders als das Original, stellten Beobachter halb enttäuscht und halb erleichtert fest, schwieg die Maschine bei politischen Fragen. Eine ausführliche Dokumentation des ersten Datenschutztages wird demnächst erscheinen und ist bei der Pressestelle des Schleswig-Holsteinischen Landtages, Landeshaus, 2300 Kiel 1, zu beziehen.

Landtag Schleswig-Holstein, Mai 1992