Box-Boom

Was is'n ne Mailbox?

Da stelle ma uns ganz dumm: da kommen vorne Daten rein und hinten wieder raus. Voraussetzung ist der Besitz einer Hardware. Wobei jeder beliebige Computer tauglich ist. Man muß ihn nur mit einer speziellen Software dazu bringen, ein Modern und einen Akkustik-Koppler bedienen zu können. Diese Geräte speisen die Daten, die der eigene Computer abgeben will, in das Telefonnetz ein und senden sie an den angewählten Empfänger-Computer. (Wobei Geben und Nehmen hier dasselbe sind).

Haben wir das erstmal gelernt, bedient sich die Kiste so leicht wie ein Telefon-Anruf"beantworter". Die Datenreise kann beginnen. Theoretisch können wir mit einem tragbaren Computer in jede Telefonzelle eines Kaffs sofern sie intakt ist - treten und "online" in die fernsten Winkel der Welt gelangen.

Mailboxen sprießen zur Zeit aus dem Boden wie dunnemals die Pilze: nachdem die Technik vor Jahren für Großrechner und Professionelle und universitäre Datenbanken entwickelt wurde, organisieren nun Privatleute ihre eigenen, die "ehrenamtlich" von einem "SysOp", einem SystemOperator, profitlos verwaltet werden. Meistens stecken "Freaks" dahinter - die nicht immer nur "Computer-Freaks" sein müssen.

Haben wir alle technischen Voraussetzungen, können wir meistens in jeder Mailbox "Level 1" erreichen: dort sind wir wie im Foyer eines großen Hauses. Wenn wir uns ein Konto einrichten lassen (und bezahlen), kommen wir auf Level 2" und dürfen weitere Räume sehen oder gar benutzen. Wir dürfen schreiben oder auch ein "downlaod" veranstalten: per Telefonleitung SoftWare zu uns herüberspielen, überspielen.

Es gibt viele Mailboxen, in die kommen wir nur mit einem "Bürgen" hinein. Diese private Mailboxwelt ist juristisch kaum durchdrungen. In Sachen Datenschutz müssen sich SystembetreiberInnen selbst helfen. Das Ergebnis ist zur Zeit noch, daß die meisten Mailboxen sehr rigide verwaltet werden.

Stadtblatt, 20. Juli 1989