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Shoppen für den Datenschutz

Ein Bielefelder Hackerclub hat ein System entwickelt, mit dem er Spenden kassieren kann, ohne dass die Spender selbst zur Kasse gebeten werden. 460 Mark hat die Rabatt- Firma Payback bereits auf das Konto des Netz-Aktivisten-Clubs Foebud überwiesen ohne davon zu wissen. Bei jedem Einkauf mit einer speziellen Payback-Karte gewähren bestimmte Kaufhäuser, Tankstellen, Baumärkte oder Online-Händler eine Gutschrift von ein bis drei Prozent des Umsatzes. Die Bielefelder Hacker haben Barcode und Magnetstreifen einer einzigen Kundenkarte tausendfach kopiert. Clubmitglieder und Freunde, die mit den geklonten Karten kaufen, spenden ihren Rabatt auf diese Weise automatisch auf das Foebud-Kartenkonto.

Nach Angaben des Vereins akzeptieren alle Händler den Privacy Card getauften Klon. Payback-Sprecherin Nina Purtscher streitet dies ab. Zudem habe Payback den Kundenvertrag wegen Missbrauchs bereits vor einem Vierteljahr gekündigt. Club- Vorstandsmitglied Rena Tangens weiß davon nichts. Noch in der vergangenen Woche seien Zahlungen auf das Vereinskonto eingegangen.

Punkten für den guten Zweck. Neben dem eleganten Spendenmodell habe die Privacy Card den Vorteil, so Foebud, dass das Kaufverhalten einzelner Kunden für Payback nicht mehr nachvollziehbar sei. Für das Erstellen detaillierter Kundenprofile hatte Payback vom Foebud im vergangenen Jahr den Big Brother Award verliehen bekommen.

Focus, 10. Dezember 2001