23.458 Payback-Punkte, also knapp 500 Mark, hat der Bielefelder Verein zur Förderung des öffentlichen bewegten und unbewegten Datenverkehrs (Foebud) mit einem ungewöhnlichen Hack eingenommen.
Das Geld kommt - nicht ganz freiwillig - von der Firma Payback, die es mit einer branchenübergreifenden Kundenkarte zum Marktführer in der Rabattbranche gebracht hat. Die Payback-Karte wird von mehr 20 Handelsketten akzeptiert und von rund 12 Millionen Kunden benutzt. Dabei ist der Spareffekt gar nicht so weit her. Rena Tangens vom Foebud ist davon überzeugt, dass es "nichts geschenkt" gibt. "Ein Konzern, der massenhaft Rabatte gewährt, schlägt sie vorher auf die Preise auf."
So zahlen die Kunden letztlich einen hohen Preis für den kleinen Rabatt: ihre Privatsphäre. Denn beim Bezahlen werden nicht nur Rabatte gutgeschrieben, sondern auch die gekauften Warenarten gespeichert. Daraus lässt sich ein komplettes Profil des Kunden- und Konsumverhaltens anlegen. Wer nicht will, dass seine Daten gespeichert werden, und die Karte ablehnt, zahlt ebenfalls drauf.
Seit der Foebud jedoch die Privacy-Card auf den Markt geworfen hat, dürften sich die Data-Miner bei Payback die Augen reiben: In ihrer Datenbank schwirrt ein Powerkunde, der gleichzeitig in Berlin bei DEA tankt, in München beim Autoverleiher Europcar ein Auto mietet und in Hamburg im Drogeriemarkt dm Windeln kauft.
Bereits im Frühjahr entwickelte Foebud die Idee, der Datensammelwut zu begegnen und trotzdem in den Genuss der Rabattpunkte zu kommen: Die Privacy-Card funktioniert genauso wie die reguläre Paybackkarte. Doch Barcode und Magnetstreifen und somit die Kundennummer sind auf allen Karten identisch. 1.000 Stück ließ der Verein produzieren. 800-mal wurde sie bislang ausgegeben. Alle 800 Karteninhaber werden als ein (Super-)Kundenprofil gespeichert.
Das Geld soll der nächsten Verleihung des Big-Brother-Awards, einem Negativpreis für Eingriffe in die Privatsphäre, zugute kommen. Alles sei "völlig legal", betont der Bielefelder Verein, der den Hack juristisch prüfen ließ. Für Payback gebe es keine Möglichkeit die Rabattzahlungen zu verweigern.
Payback zeigt sich jedoch von den kreativen Verbrauchern wenig begeistert und behauptet nun, dem Verein bereits vor zwei Monaten gekündigt zu haben. Dort ist jedoch keine Kündigung angekommen. Ganz im Gegenteil: Noch am 21. und 30. November erfolgten Überweisungen. Für den laufenden Monat hat man dem Verein sogar angekündigt, nun auch bei OBI punkten zu können.
Zu befürchten ist, dass Payback die anfallenden Rabatte einfach einstreicht - nachdem zahlreiche neue Nutzer für die Datenschutzkarte gewonnen werden konnten. Der vom Foebud beauftragte Rechtsanwalt ist sich jedoch sicher, dass es keinerlei Handhabe für eine Kündigung gibt. Er wird auf einer Fortsetzung des Vertrags bestehen. THOMAS BROCK
tageszeitung, 12. Dezember 2001