Payback ausgetrickst

Rabattkarten sind beliebt - und gefährlich. Datenschützer haben nun ein Gegenmittel entwickelt: die Privacy-Card.

von Volker Müller

Datenfalle!Thilo Weichert, Deutsche Vereinigung fuer Datenschutz. Wurst, Jeans oder Benzin - alles bringt Punkte bei Payback. Am Ende auch ein paar Prämien, wenn der Kunde genügend eingekauft und Punkte gesammelt hat. So weit, so einleuchtend bei der Rabattkarte, die immerhin schon zwölf Millionen Deutsche nutzen. Im Dunkeln bleibt, was eigentlich mit den Daten geschieht, die Händler wie Aral, Obi, Real oder Karstadt an die Kartenzentrale übermitteln, wobald der Kunde mit seiner Payback-Karte zahlt.

Seit dem Start von Payback erregen sich Datenschützer über das System - sie fürchten den gläsernen Kunden. Jetzt haben sie ein Mittel gefunden, Payback zu ärgern: die Privacy-Card. Der "Verein zur Förderung des öffentlichen bewegten und unbewegten Datenverkehrs" (FoeBuD) beantragte eine Payback-Karte und kopierte sie tausendfach. Das sei erlaubt, urteilten nach FoeBuD-Angaben Rechtsanwälte. Immerhin 900 Nutzer hat sie bereits gefunden. Nun kann Payback keine Rückschlüsse mehr auf das Kaufverhalten Einzelner ziehen, freut sich der Verein. Aber: Weil die Nutzer der Privacy-Card anonym bleiben, kommen alle Punkte und Prämien nicht mehr ihnen, sondern dem Verein zugute.

Seit langem steht der Kartenanbieter Loyalty Partner im Kreuzfeuer der Kritik: Die Firma wolle mit den Prämien keineswegs Kunden an die teilnehmenden Händler binden, sondern das Kaufverhalten der Payback-Teilnehmer ausforschen. So erhielt Loyalty Partner im vergangenen Jahr auch cen "Big Brother Award" für seine eigenwillige Interpretation von Datenschutz. Das System der Rabatte offebare eine gefährliche Tendenz, beklagt FoeBuD: "Die Prämien sind in die Ladnepreise eingerechnet. Die Waren sind von vornherein teurer, damit die Firmen am Ende Prämien vergeben können", rechnet ein Vereinsvorstand vor, der unter dem Pseudonym "padeluun" auftritt. Wer die Rabattsysteme nicht nutzt, verschenke bares Geld. Allerdings schützt er sich auch davor, zum gläsernen Verbraucher zu mutieren. "Damit ist klar: Der Schutz der eigenen Privatsphäre ist teurer, als auf die eigene Privatheit zu verzichten", beklagt "padeluun".

Kunden nicht informiert

Thilo Weichert, Vorsitzender der Deutschen Vereinigung für Datenschutz, klagt über den Umgang mit Kundendaten bei Loyalty Partner: "Bei Payback wurden über die an der Rabattkarte beteiligten Firmen Daten in bisher unbekannter Intensität gesammelt und miteinander verknüpft, ohne die Kunden darüber ausreichend zu informieren." (DIE TELEBÖRSE 20/2001)

In einer Panikreaktion auf die Privacy-Card hat Loyalty Partner nun das Payback-Konto von FoeBuD gesperrt - allerdings ohne die eigenen Geschäftsbedingungen zu beachten. Steif und fest behauptet die Firma, man habe den Missbrauch früh festgestellt und deshalb die Payback-Karte im Oktober gekündigt. Dumm nur: Selbst im November funktionierte die angeblich gekündigte Karte noch, auch wurden weiter fleißig Punkte auf das Konto verbucht.

Inzwischen hat FoeBuD den Münchner Anwalt Günter von Gravenreuth (DIE TELEBÖRSE 40/2001) beauftragt, gegen Loyalty Partner vorzugehen und die Privacy-Card zu retten.

Privacy-Card bestellen:
Die Karte kostet 5 Mark, bitte der Bestellung einen Rückumschlag beilegen: FoeBuD e.V., Marktstr. 18, 33602 Bielefeld oder www.foebud.org

Telebörse, 13. Dezember 2001