MINIMALE MONSTER

Krabbel-Kunst

Das Wesen der Bewegung: F.O. Kopps kuenstliches Techno-Insekt Früher mal, als wir noch keinen Computer hatten, kümmerte sich der Bielefelder Datenverkehrsverein FOEBUD hauptsächlich um Computer. Auf seinen monatlichen Public Domain-Sonntagnachmittagen im Bunker wurde über alles geredet, gerechnet und gerechtet, was auf eine Festplatte paßte ... und heute, wo wir alle längst am Computer hängen, setzt Franz 0. Kopp auf der 55. Public Domain (6.2. ab 15 Uhr) voll auf die Mechanik. Kleine krabbelnde Tierchen aus Draht stellt er vor, angetrieben von einer zentralen Kurbelwelle, ohne Elektronik, richtige low tech, aber toll. Und ein Höhepunkt der P.D.-Subreihe "Kunst und kreative Technik", Eigentlich entwickelt als didaktische Draht-Monster zur Darstellung von Getriebe-Problemen (Kopp kommt vom Institut für Getriebetechnik in Hannover) zeigen die luftigen "Techno-Insekten" überraschenden Charme und Charakter. Da gibt es pferdeförmige Maschinen, mechanische Krebse und beeindruckende Spinnen; 1 einige schreiten gesteuert, andere 1 scheinbar ziellos auf dem Tisch herum. Kopp über seine Krabbel-Kunst-Tiere: "Die Drahtmaschine dürften auf zweierlei Art sympathisch sein. Es geht kein profaner Nutzen von ihnen aus. Sie zeigen ihr Innen leben vollständig und klar und muten doch an wie Wesen." Fein.

Uns juckt es schon, Kopps Hannoveraner Käfer mit den dezentralisiert künstlich intelligenten Schreitmaschinen zu kreuzen, die an der Uni Bielefeld entwickelt wurden. Schon weil die wieder näher am Comp uter sind.

Ultimo, Februar 1994