Als sie noch in Herford den Kinderschuhen entwuchs, durfte sie nicht in den Bielefelder Bunker Ulmenwall gehen. Der war damals als Existenzialistenhölle verschrien. Bärbel Jäschke kriegte stattdessen Klavierunterricht - und schrieb an der Uni Berlin eine Examensarbeit über "Die Frau im Sozialismus". Am 11. April muß nun 6 Mark Eintritt zahlen (oder unter 18 sein), wer sich im Bunker Ulmenwall erklären lassen will, was es mit Aufenthaltsregelungen im Allgemeinen auf sich hat -wer den Zugriff auf den öffentlichen Raum hat und für wen der Zugang beschränkt ist - und warum. Sozialplaner etwa fordern "intelligentes Quartiermanagement" für Problemzonen (zu viele Hunde, Bierdosen oder Nadelstreifen) und Stadtwachen-Schupos sprechen Platzverweise gegen Randgruppen aus.
Urbanitäts-Utopisten halten dagegen "eine Stadt besteht aus unterschiedlichen Arten von Menschen, ähnliche Menschen bringen keine Stadt zuwege." Sagte schon Aristoteles, sagt Bärbel Jäschke. Am 11.4. um 15 Uhr in der Urbanitäterhölle unterm Ulmenwall. Und demnächst will sie auch einen Krimi schreiben.
ULTIMO 8/99