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E-Mails sind wie Postkarten

Kodierungsprogramme werden bisher aber nur selten in Anspruch genommen

Cambridge/USA (AP/groe). Wer Postkarten verschickt, verzichtet in der Regel auf allzu private Details. Denn jeder, dem die Karte in die Hände fällt, könnte diese ja lesen. Dass es bei E-Mails das gleiche Problem gibt, ist den meisten Menschen nicht bewusst. Um zu verhindern, dass E-Mails von jemand anderem als dem Empfänger gelesen werden, müssen sie verschlüsselt werden.

Dafür notwendige Programme gibt es zwar kostenlos, aber sie finden bislang noch kaum Beachtung. Und damit bleibt deren Verwendung nicht ohne Probleme. Weniger als zehn Millionen Menschen verschlüsseln bisher ihre E-Mails mit dem am häufigsten verwendeten Programm Pretty Good Privacy (PGP). Bei einer weltweiten Internet-Community von rund 400 Millionen Menschen ist das verschwindend gering. PGP-Nutzer können deshalb meist nicht so, wie sie wollen: Denn verschlüsselte E-Mails können nur an Personen verschickt werden, die selbst das Verschlüsselungsprogramm verwenden. So bleibt vielen Menschen oft nichts anderes übrig, als an ihre übrigen Mailpartner weiterhin unverschlüsselte Mails zu schicken. Solche können aber ohne weiteres von Netzwerk-Administratoren bei Internet-Anbietern oder Arbeitgebern gelesen werden.

Auch Hacker haben leichtes Spiel. Wer sich besonders gut auskennt, kann sogar E-Mails auf dem Weg zum Empfänger abfangen und den Text ändern, ohne dass Sender oder Empfänger etwas davon merken. In den USA verfügt die Bundespolizei FBI über ein Abhörsystem namens Carnivore, mit dem sie elektronische Post abfangen, auf bestimmte Aspekte hin überprüfen und dann kopieren kann.

"Wir müssen das Bewusstsein für die Privatsphäre erhöhen", fordert denn auch Philip Zimmermann, der Erfinder von PGP. Es sei schwierig, der breiten Gesellschaft die Notwendigkeit von Verschlüsselung klar zu machen - obwohl es PGP bereits seit zehn Jahren gibt. Viele User glaubten, ihre elektronische Post sei zu unwichtig, als dass sie verschlüsselt werden müsse.

Probleme bei der Handhabung des Programms seien allerdings auch eine Ursache für die mangelnde Akzeptanz gewesen, räumt Zimmermann ein. Deshalb sei PGP inzwischen leichter zu bedienen. Wo früher das Eintippen von Befehlen nötig war, reicht nun ein einfacher Mausklick. Bevor es so weit ist, müssen jedoch erst einige Schritte in Angriff genommen werden: Die Software muss installiert werden. Dann müssen die Schlüssel erstellt werden, um den Text ver- und entschlüsseln zu können. Und schließlich müssen Freunde überzeugt werden, das Gleiche zu tun, damit es funktioniert.

Um das "Eintüten" der elektronischen Post einfacher zu machen, haben sich Christopher Creutzig und Andreas Buhl vom Bielefelder Verein FoeBuD die Mühe gemacht und eine deutschsprachige Anleitung geschrieben. Dabei geht es nicht nur darum, wie man das Programm zum Laufen bringt. Wer wissen will, wies genau funktioniert, findet detaillierte Infos.

"PGP. Der Briefumschlag für Ihre elektronische Post" inklusive CD-ROM ist im Buchhandel oder direkt bei FoeBuD, Marktstraße 18, 33602 Bielefeld zu bestellen.


Neue Westfälische, 23. April 2001


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