FoeBuD deckt auf: Versteckte RFID in Metro-Payback-Kundenkarte

 

Statement zum RSA-Blocker-Tag (German an English)
28.2.2004 Demonstration in Rheinberg (English text here)

T-Shirts mit diesem Logo gibt's bei 3dsupply

Presseerklärung 6.2.2004, auf Deutsch, (und auf Englisch)

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RFID-Logo von Reinhard Schrutzki

... und dass niemand kaufen oder verkaufen kann, wenn er nicht das Zeichen hat, nämlich den Namen des Tieres oder die Zahl seines Namens ..

(Offenbarung 13,17)


Brisant: Als wir am Sonntag, 1.2.2004, während des Vortrags PUBLIC DOMAIN von Katherine Albrecht (Boston, USA) eine Kundenkarte des Metro-Future-Stores in Rheinberg, auf unser RFID-Lesegerät legen, erscheint zu unserer Überraschung eine Identifikationsnummer. Mit dem Auslesen so eines Schnüffelchips könnten Kunden theoretisch eindeutig identifiziert werden, schon beim Betreten des Ladens. Und alle Einkäufe eines Kunden sind damit ebenfalls verknüpfbar - der gläserne Kunde, berührungslos per Funk ausgelesen? Technisch inzwischen möglich.

(oben) Dies ist die Future-Store-Payback-Kundenkarte der Metro Group
(zum Vergrößern anklicken) Scan: FoeBuD e.V.

Verbrannte Karte

Übrigens: Oft wird erzählt, dass RFID-Chips in der Mikrowelle zerstört werden können. Das ist wahr. Eine Sekunde in der Mikrowelle zerstörte nicht nur den Chip, sondern eine zwei Zentimeter hohe blaue Flamme verbrannte auch das Plastik der Kundenkarte (Vergrößerung beim Klick auf kleine Bild). Ein RFID-Etikett wird somit in der Mikrowelle nicht nur selbst zerstört, sondern auch das jeweilige Produkt (und die Reinigung der Mikrowelle kommt noch hinzu). (Scan: FoeBuD e.V.)

Roentgenbild einer Payback-Kundenkarte mit RFID-Chip

Bilder: FoeBuD e.V.

Am Montag vormittag legen wir die Future-Store-Payback-Karte unter ein Röntgengerät: Eindeutig sind Schnüffelchip (rechts unten) und Antenne (die Streifen, die rechteckig um die Karte herumlaufen) zu erkennen. (zum Vergrößern bitte auf das Bild klicken) und da ein Fernsehteam gleich zwei Stunden später das Bild vor einem Fernseher zerschmolzen hat, haben wir später noch ein Röntgenbild machen lassen (Danke!) -- auch hier gibt's beim Klick auf's Bild eine große Version.

Im Future-Store wurde bei unserem Besuch am Sonnabend davor nirgendwo darauf hingewiesen, dass in den Kundenkarten "Spychips" enthalten sind. Dabei legt die Metro Group angeblich extrem viel Wert auf ihre transparente Informationspolitik...

Den Punkten in diesem Ausriß aus der Broschüre des Metro Extra Stores wird im Pressepaper der Metro noch eins hinzugesetzt: Der De-Aktivator, der den Schnüffelchips das Schnüffeln abgewöhnen soll. (zum Vergrößern bitte auf das Bild klicken). Und wo ist der Hinweis auf die Metro-Payback Kundekarte???

 

Deutlich: "Die deutschen Kundinnen und Kunden sind Versuchskaninchen für die ganze Welt." Mit diesem Satz überrascht die Amerikanerin Katherine Albrecht die Besucher der FoeBuD-Veranstaltung im voll besetzten Bunker Ulmenwall am Sonntag, 1.2.2004. Der Metro Future Store in Rheinberg bei Duisburg war das Beispiel für ein "erfolgreiches Test-Projekt" zur globalen Einführung der Schnüffelchips (RFIDs - Radio Frequency IDentification Tags) bei einer Fachtagung Mitte Januar 2004 in New York. "Die Deutschen sind technisch interessiert und aufgeschlossen und haben deshalb keine Berührungsängste mit RFIDs," hieß es dort.

Überraschend: Als Katherine Albrecht auf Einladung des FoeBuD am Samstag vor dem Vortrag den Metro Future Store besucht, bietet sich ihr ein anderes Bild: "Die deutschen Kundinnen und Kunden wissen gar nicht, was dort im Future Store wirklich passiert", ist ihr Fazit. "Die Hinweise auf RFID-Etiketten im Future-Store sind nicht ausreichend - und über die Risiken für die Privatsphäre wird nirgendwo ein Wort verloren."

Unmöglich: Am Ende der Führung zeigen die Metro-Vertreter ihr und den anderen FoeBuD-Mitgliedern den sogenannten "Deaktivator", ein Gerät, das angeblich die Schnüffelchips in den Preisetiketten außer Kraft setzen soll. Als sie den Apparat betätigt, wird nur ein Teil der Informationen gelöscht - der eigentlich "gefährliche" Teil, die eindeutig nur für diesen einen Schnüffelchip individuell vergebene Nummer, ist nicht gelöscht worden. "Das geht technisch auch gar nicht" erklärt ihr ein Metro-Vertreter, "diese Nummer können wir nicht überschreiben, sie ist vom Hersteller vergeben. Aber diese Nummer ist auch mit keiner unserer Datenbanken vernetzt." Ein FoeBuD Mitglied fragt, wann denn diese Nummer vernetzt werde - die Metro-Vertreter geben keine Antwort. "Wir haben hier ein echtes Problem. Diese Chips werden nicht zerstört, sie werden nur schlafen geschickt. Und man kann sie jederzeit wieder aufwecken", ist Katherine Albrecht überzeugt.

Foto: Peter Ehrentraut, FoeBuD e.V.

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Nachgefragt: Am Montagvormittag ruft Katherine Albrecht beim Future-Store-Sprecher an und fragt, wo die Kunden über die Schnüffelchips in der Karte informiert werden. In den Unterlagen? Oder direkt am Regal? Später am Montag bekommen wir von Metro Fotos zugesandt, auf denen kleine Schildchen mit Hinweisen auf RFIDs in den Kundenkarten am DVD-Regal zu sehen sind. (Foto rechts)

So sah das DVD-Regal ohne RFID-Hinweis aus

Foto: FoeBuD e.V., am Samstag 31.1.2004

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Metro bringt nachträglich Schildchen ans Regal an

Foto: Metro AG, am Montag 2.2.2004

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Auf diesem Bild sind beide Typen von Hinweisschildchen zu sehen. Links: Diese Schilder waren tatsächlich bei unserer Begehung am Regal befestigt. Rechts: Diese Schildchen sind erst am folgenden Montag hinzugekommen. Metro meinte, dass sie da bereits "seit ein paar Wochen" hängen. Wenn Sie das kleine Bild anklicken, wird das große Bild geladen (ca. 92 kB).

Foto: Metro AG (click the picture to enlarge)

 

Erfolgreich: Wir hatten bei unserer Besichtigung am Samstag von einem Kind vor genau diesem Regal auch ein Foto gemacht und sind überrascht: auf unserem Foto (links) sind eben diese Etiketten noch nicht da. (Die beiden linken Etiketten in der roten Markierung des Metro-Fotos enthalten den entscheidenden Hinweis. Sie können sich eine Vergrößerung anzeigen lassen, wenn Sie die Bilder anklicken.) Metro hat anscheinend erst auf unsere Nachfrage hin die Regale nachgerüstet und aktuell am Montag fotografiert.

 

Materialien

Positionspapier über den Gebrauch von RFID auf und in Konsumgütern  als pdf (3,6 MB)

Linkliste zum Vortrag beim Chaos Communication Congress 2003

RFID FAQ / FAQ zu Mythen rund um RFID

Laudatio der BigBrotherAwards 2003 für die Future Store Initiative

Heise Artikel:
http://www.heise.de/newsticker/meldung/44335
und weitere Artikel in unserem Pressearchiv
http://www.foebud.org/archiv/dp/

Klick zur Spende

Externe Links:

CASPIAN:
Consumers Against Supermarket Privacy Invasion And Numbering Us-amerikanische Verbraucherorganisation, Gründerin und Sprecherin ist Katherine Albrecht.
www.nocards.org

CASPIANs Seite zu RFID:
www.spychips.com

Aufsatz: Nachhaltigkeit und Vorsorge - Anforderungen der Digitalisierung an das politische System:
Ziel dieses Beitrags ist es, mögliche Risiken des Pervasive Computing im Kontext des Vorsorgeprinzips und des Leitbildes der Nachhaltigen Entwicklung und den sich daraus ergebenden politischen Handlungsbedarf aufzuzeigen.
auf der Website der Bundeszentrale für Politische Bildung
die Pressemitteilung (Zusammenfassung) der Studie
die Langfassung der Studie

Texas Instrument zeigt's:
So funktioniert das Lesen des RFID-Chips von der Kundenkarte in der Handtasche der Kundin -- ganz ohne Zutun der Kundin. Zitat: "A consumer with a TI-RFid tag in their purse, pocket, or wallet can be detected by reader systems at doorways. Readout antennas can also be in counters, walls, and in floors."
http://www.ti.com/tiris/docs/solutions/pos/loyalty.shtml

"RFID Optimierung der Value Chain" - Management Information, Mai 2003:
Bitte Seite 19 beachten. Zitat: "Procter & Gamble sieht im Extra Future Store eine exzellente Möglichkeit, neue Technologien zu testen, die in Zukunft helfen werden, die Wünsche der Kunden nach mehr Informationen, individuellen Angeboten und mehr Spaß beim Einkaufen noch besser zu erfüllen. Gleichzeitig erlaubt uns der Extra Future Store, gemeinsam mit der METRO Group herauszufinden, wie das Kaufverhalten durch gezieltes Werben und nützliche Informationen am Point of Sale positiv beeinflußt werden kann. Udo Scharr, IT Manager Global CBD Procter & Gamble"
http://www.ecr.de/daten/Files/MIP_deutsch_finale_Version.pdf

Vortragsfolien:
von Dr. Gerd Wolfram, dem Projektleiter des Future Stores für den 4. ECR-Tag September 2003 in Wien. Zitat von Seite 5: "Technologie... - ermöglicht kundenbezogene Datenbanken und CRM." (CRM = Customer Relationship Management)
http://www.ecr.de/download/Download/ecr_tag/2003/ersterTag/Plenum1/P12/P12_Wolfram.pdf

EAN Austria Information, Heft 2, Juli 2003:
Hier wird bei der Beschreibung des Future Stores bereits der RFID-Chip in der Kundenkarte erwähnt. Zitat:"Die Extra Future Card - die persönliche Kundenkarte: Die neue mit Magnetstreifen, Barcode und RFID-Chip ausgestattet Kundenkarte dient zur Identifikation der Kunden. Der Kunde wird von den Geräten persönlich begrüßt, hat Zugriff auf verschiedene Serviceleistungen und wird in Zukunft die Karte als Kreditkarte bei der Bezahlung nutzen können."
http://www.ean.co.at/html/info2-03-internet.pdf

Ein Artikel über Kundenspezifisches Marketing:
Customer Specific Marketing bedeutet z.B. Preisdiskriminierung: Den profitablen Kunden aggressive (niedrige) Preisangebote machen. Die Preise für nicht so profitable Kunden erhöhen. Und: Angebote gelten ausschließlich für Karteninhaber, die ihre Daten preisgeben.
http://www.dbmarketing.com/articles/Art115.htm

Aufsatz zu RFID in Euro-Banknoten
Mit den Möglichkeiten von RFIDs in Geldscheinen beschäftigt sich dieser Aufsatz. Der Autor stellt technische Möglichkeiten und offene Fragen gegenüber.
http://www.myeuro.info/rfid.php

FoeBuD gewinnt Ideenwettbewerb der Stiftung bridge

 

Credits:
Text: Claudia Fischer, Rena Tangens, padeluun
Übersetzung: Harald Manninga
Logo von Reinhard Schrutzki (www.schrutzki.net)