Kurzstatement des FoeBuD zur geplanten Videoüberwachung
in Bielefeld
Zu der geplanten Videoüberwachung des
Parks an der Ravensberger Spinnerei in Bielefeld melden wir uns als sachkundige
Bürgerinnen und Bürger zu Wort. Seit 1987 beschäftigen wir
uns mit Computertechnik und elektronischen Medien. 1989 waren wir die ersten,
die Bielefeld mit der MailBox BIONIC ans weltweite Netz angeschlossen haben.
Ab 1991 haben wir das ZaMir-Netz aufgebaut und damit den Menschen im Kriegsgebiet
in Ex-Jugoslawien ermöglicht, über neue Grenzen hinweg zu kommunizieren.
Technikfeindlichkeit kann man uns gewiß
nicht nachsagen. Aber gerade weil wir mit neuen Technologien, Informationsverarbeitung
und Datensammlung so vertraut sind, wissen wir auch um die Folgen, die
Technik für die Gesellschaft und jede und jeden Einzelnen haben kann.
Wir sind gegen die geplante Videokameraüberwachung,
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Sie hilft konkret keinem Opfer. Wer in eine
unangenehme Situation kommt, wer überfallen wird, braucht sofortige
Hilfe durch andere Menschen, die einschreiten. Eine Aufzeichnung des Vorfalls
kann bestenfalls nachträglich für die Ermittlungen der Polizei
verwertet werden.
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Sie ist sinnlos zur Senkung der Kriminalität:
Es wird eine Verdrängung der Szene in andere Stadtteile (Einkaufsstraßen,
Wohngebiete) geben. Konsequent zu Ende gedacht führt das langfristig
zu einer flächendeckenden Videoüberwachung.
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Sie verletzt die Rechtsstaatlichkeit (die
Unschuldsvermutung wird außer Kraft gesetzt, wenn alle dauernd beobachtet
werden und damit als potentielle Straftäter/innen behandelt werden)
und die Würde des Menschen. Das Bundesverfassungsgericht hat in seinem
bekannten Volkszählungsurteil festgestellt, daß Menschen, die
damit rechnen müssen, daß all ihre Handlungen registriert und
gespeichert werden, alles tun werden, um nicht aufzufallen. Sie werden
also z.B. vermeiden, zu einer öffentlichen Versammlung oder zu einer
Bürgerinitiative zu gehen, also ihre Grundrechte nicht mehr wahrnehmen.
Damit schadet eine solche Überwachung nicht nur der individuellen
Entfaltung einzelner Menschen, sondern auch dem Gemeinwohl.
Mit Technik lassen sich
gesellschaftliche Probleme nicht lösen. Es gibt bessere
Alternativen: Streife gehen (siehe positive Bilanz der Stadtwache),
garten- und städtebauliche Gestaltung, Förderung
der Zivilcourage und langfristiges Denken: Polizeipräsident
Kruse selbst sagte vor geraumer Zeit, es sei nicht in Ordnung, wenn von
der Politik die Etats für Bildung, Kultur,
Jugendarbeit, soziale Projekte etc. gestrichen werden, und dann der Polizei
überlassen würde, sich mit den langfristigen Folgen herumzuschlagen.
Dem schließen wir uns an.
Unsere ausführliche Stellungnahme
ist im Internet unter www.foebud.org/texte/aktion/vibi
zu finden
FoeBuD e.V.
Marktstr. 18
33602 Bielefeld
Tel: 0521-175254
Fax: 0521-61172
Mail: foebud@bionic.zerberus.de
Web: www.foebud.org
Rena Tangens, padeluun, Karin Großmann,
Jörg Baach, Walburga Wilder, Tom Budewig, Ariana Mirza, Christopher
Creutzig, Anke Vogt, Corinna Luttmann, Justus Goldmann, Niels Heinemann,
Arne Rüger, Carsten Flöthmann, Stefan Kurtz, Stefan Michel, Alexander
Micus, Manuel Beckmann, Ingo Lütkebohle
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