Lockpicking - Türen öffnen ohne Schlüssel

Referent: Steffen Wernéry

Zunächst führte ein Film zum später stattfindenden Workshop in die schöne Welt des gewaltlosen Türöffnens ein.

Der Referent (Steffen Wernéry) betreibt sein Hobby nach eigenen Angaben einfach aus dem Grund der Entspannung: da stürzen keine Rechner ab, es handelt sich nicht um Betriebssysteme und außerdem macht es Spaß.
Da der Film nicht öffentlich vorgeführt werden darf, wurde die Gruppe von Menschen in der Aula zu einer geschlossenen Benutzergruppe erklärt, in der alle Menschen einen Schlüssel besitzen mußten.

Vor der Kamera saß ein bärtiger Amerikaner, der als Schlosser seit zwanzig Jahren auf gewaltfreiem Weg Schlösser öffnet, und erklärte, wie wichtig auch der psychologisch richtige Umgang mit Kunden ist.

Verständlich, daß bei einer zwanzigjährigen Berufserfahrung das `Picken´ der Schlösser meist nur wenige Sekunden dauert, und daß man die Eigentümer der jeweiligen Schlösser auf diesen Schock vorbereiten muß.
Eine Stunde später saß eine ähnlich große Menge an Menschen in einem der Workshopräume und wartete gebannt darauf, zu lernen, wie denn nun das alles funktioniert und ob sie dann wohl nach Hause gehen und ohne Schlüssel ihre Haustür öffnen können. Falsch gedacht, denn das war eines der Dinge, die Steffen Wernéry zu sagen hatte: Alles bedarf wirklich vieler Geduld und vor allem vieler Übung. "Jeden Tag eine halbe Stunde und überall im Haus müssen Schlösser liegen; das Lockpickingset hat man immer wie sein Portemonaie in der Hosentasche. "

Lockpicking ist die gewaltfreie Art, mit Hilfe von "Diamonds", "Snakes", "Spannern" und "Extraktors" Schlösser zu öffnen, alles Werkzeuge aus Federstahl, alle gibt es in verschiedenen Preislagen und in verschiedenen Ausführungen. Am kuriosesten ist wohl das "Besteck" von einem Lockpicker, das aus alten Zahnarztutensilien, Fahrradspeichen und den Drähten eines Regenschirms besteht.

Es gibt verschiedene Arten, ein Schloß zu "picken", dazu muß man aber wissen, wie ein Schloß aufgebaut ist. Ein Schloß hat einen Zylinder; in diesem Zylinder gibt es Stifte, die normalerweise durch den passenden Schlüssel nach oben oder unten gedrückt werden und so das Schloß aufsperren. Beim Lockpicking ist es das Werkzeug, das mit Übung und Geschick die gleiche Aufgabe wie ein Schlüssel übernimmt. Es gibt verschiedene Arten von Schlössern: Stiftverschlußschlösser sind wohl die gängigsten, Scheibenverschlußschlösser, Magnetschlösser, Chipschlösser, Tubularschlösser und Kreuzschlösser. Ein normales Haustürschloß hat sechs Stifte und entspricht damit der Versicherungsvorschrift.

Die beste Methode fürs Öffnen ist es, alle Werkzeuge auszuprobieren, die es gibt, und sich dann für die individuell einfachste Methode zu entscheiden. Jeder und jede durfte sich an verschiedenen Methoden und verschiedenen Schlössern versuchen. Es ist ein komisches Gefühl, zu wissen, daß es wirklich schnell geht, ein Schloß zu öffnen.

Aber jeder Mensch sei beruhigt, es gibt auch Schlösser, die sicherer sind, bei denen selbst der Lockpicker einige Stunden "hackt".

Für jedes Schloß gibt es unterschiedliche Werkzeugarten, die, wenn sie Qualität haben sollen, teuer sind. So hat Steffen mittlerweile schon an die viertausend Mark für sein Werkzeug ausgegeben. Aber selbst wenn man zum Öffnen der ´Ringschlösser` bzw. Tubularschlüssel 480,- DM bezahlen muß, "ist das immer noch billiger als ein Fahrrad."

Aber die echten Lockpicker haben nicht vor, einzubrechen, zu stehlen oder zu zerstören.

Allerdings passieren auch kleine Hacks, wie zum Beispiel im Hauskeller eines Mehrfamilienhauses die Vorhängeschlösser zu vertauschen."Das gelte der Nachbarschaftsnähe", meint Steffen und grinst, denn alle lachen. Ja, so etwas ist witzig und läßt das Stückchen Illegalität vergessen.

Meike von der Born


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