Der
FoeBuD in Bielefeld...
...heißt
mit ganzem Namen "Verein zur Förderung des öffentlichen bewegten
und unbewegten Datenverkehrs e.V." und ist eine Vereinigung, die durch die
Bezeichnung "Computerclub" nur unzureichend charakterisiert wird. Hier treffen
Menschen mit den unterschiedlichsten Interessen aufeinander. Der FoeBuD richtet
sich in erster Linie an Menschen vor dem Computer: Technikinteressierte sind
hier ebenso vertreten wie Menschen, die sich in den Bereichen Politik, Umwelt
oder Menschenrechte engagieren, Männer wie Frauen.
Jeden Monat findet die Veranstaltung
PUBLIC DOMAIN statt, mit Vorträgen und Aktionen zu Themen
aus dem Bereich Zukunft und Technik, Wissenschaft und Politik, Kunst und Kultur.
Jede Woche gibt es ein Treffen in einem Café wo sich die Aktiven in großer
Runde zum Gedankenaustausch einfinden, und das gleichzeitig auch Anlaufpunkt
für alle Interessierten ist.
Der FoeBuD unterhält
in den eigenen Räumen die Mailbox //BIONIC.
Hier befinden sich auch das Archiv, öffentliche Terminals sowie eine
kleine Teeküche - ein beliebter Treffpunkt. Nicht nur auf der jährlichen
Computermesse CeBIT in Hannover ist der FoeBuD seit einigen Jahren mit einem
eigenen Stand vertreten, auch an anderen Congressveranstaltungen und Messen
beteiligt er sich aktiv mit eigenem Programm.
Ein weiterer Schwerpunkt
liegt im Design anwenderfreundlicher Software, Veröffentlichung allgemeinverständlicher
Fachliteratur und Kommunikationsdesign im weitesten Sinne, beispielsweise
Konzeption und Organisation eines Mediencafé ("Globaler Dorfbrunnen").
Hier werden Ideen erdacht und Lösungen entwickelt.
Historisch. Futuristisch.
Es begann in einer Galerie:
Bei Art d'Ameublement in Bielefeld wurde 1985 zum ersten Mal ein Computerclub
als Kunstwerk ausgestellt. Von dort bis zur PUBLIC DOMAIN
war es nur noch ein kleiner Schritt -- die KünstlerInnen Rena Tangens und
padeluun konzipierten diese monatliche Veranstaltung, um aufzuzeigen, wieviel
kreatives Potential im Bereich Technik, Wissenschaft, Kultur und Neue Medien
steckt.
Die Veranstaltungen waren
auf Anhieb ein großer Erfolg und entwickelten sich schnell zunächst
zum Treffpunkt der Bielefelder und später dann der bundesweiten Szene.
1987 gründeten Menschen, die sich bei der PUBLIC DOMAIN zusammengefunden
hatten, den FoeBuD e.V. Die Besucherzahlen stiegen und stiegen, längst
hatte es sich herumgesprochen, daß die PUBLIC DOMAIN jedesmal ein gesellschaftliches
Ereignis ist, das den Rahmen des üblichen sprengt. Viele Besucherinnen
und Besucher reisen z.T. erheblich mehr als hundert Kilometer weit an. Die
Themenvielfalt ist groß: Werfen Sie einmal einen Blick auf die PUBLIC
DOMAINs ...
Feminines Computerhandling
Im Computerbereich immer
noch nicht selbstverständlich, deshalb erwähnenswert: Im FoeBuD arbeiten
etliche Frauen an entscheidender Stelle. Es gibt hier keine Frauenförderung
im Sinne von Entwicklungshilfe, die darauf abzielt, Menschen irgendeinem Industrie-
Standard anzugleichen. Vielmehr werden beim FoeBuD unterschiedliche Motivationen
im Umgang mit Technik bewußt wahrgenommen. Der soziale Kontext spielt
ebenso wie die individuellen Qualitäten eine wichtige Rolle. Weiterhin
wird großer Wert darauf gelegt, Vielfalt, Experimentierfreude und eine
gewisse Wachheit und Offenheit zu Die eher ganzheitliche Herangehensweise von
Frauen an Anwendungen, die Vorliebe für andere Spiele und der andere Stil
beim Programmieren bis hin zur (Fach-)Sprache sind eine eigene kulturelle Qualität.
Der FoeBuD versucht, den Austausch im Umgang mit dem Rechner und im Umgang miteinander
zu fördern und für Frauen und Männern die Entwicklung
einer eigenen Identität zu ermöglichen.
Datennetze - Netzstrukturen
Der FoeBuD setzt sich
unter anderem für die allgemeine Zugänglichkeit öffentlicher
Informationen über MailBox-Netze ein.
MailBoxen sind das einzige Neue Medium, das
nicht nur interaktiv ist, sondern auch die bisher unüberwindliche Grenze
zwischen Produzenten und Konsumenten aufhebt. Jede und jeder kann nicht nur
lesen, sondern auch schreiben -- kommentieren, anfragen und selbst veröffentlichen
-- ohne Zensur. Die deutschsprachigen Bürgernetze Z-NETZ und CL
sind unabhängig und besitzen eine dezentrale Netzstruktur. Sie ermöglichen
lokale und weltweite Kommunikation für alle zum Telefon-Ortstarif.
Damit alle (also auch
diejenigen, die keinen Computer, kein Modem oder Telefon haben) die Chance
haben, an dieser Kommunikation teilzunehmen, fordert der FoeBuD öffentliche
Terminals, z.B. in Bibliotheken und in eigens dafür geschaffenen Räumen
wie den geplanten Mediencafés. Dort sollen nicht nur die technischen
Möglichkeiten vorhanden sein, sondern auch qualifiziertes Personal zur
Verfügung stehen, das den kompetenten Umgang -- technisch und inhaltlich
-- damit vermitteln kann. Denn was nützt eine allgemein zugängliche
Umweltdatenbank, wenn ich nicht weiß, wie die Informationen abzufragen
oder wie sie zu deuten sind.
Im kleinen Rahmen passiert
das schon in den Räumen des FoeBuD, wo sich neben der Mailbox
//BIONIC auch das Archiv, öffentliche Terminals und eine winzige
Teeküche befinden. Was hier bereits läuft -- bisher ehrenamtlich
und mit großem persönlichen Engagement -- kann als Labormodell
betrachtet werden, das nun durch eine öffentliche Finanzierung auf die
nächsthöhere Stufe der Entwicklung gestellt werden muß, damit
das hier auf engstem Raum versammelte wertvolle Know-How für die Allgemeinheit
nutzbar gemacht werden kann.
Techno-Kultur - Kulturtechnik
Dem FoeBuD geht es um
die Förderung eines "schöpferisch- kritischen" Umgangs mit Wissenschaft
und Technik: Ganzheitliches Herangehen an Probleme, kreative und unkonventionelle
Lösungen suchen und interdisziplinäre Zusammenarbeit. Der FoeBuD will
zum einen Forschungs- und Entwicklungsprozesse aktiv mitgestalten und zum anderen
wissenschaftliche Erkenntnisse aus Bereichen wie Biologie, Physik und Informatik
ebenso wie Pädagogik, Psychologie und Kommunikationswissenschaft für
den Alltag einzusetzen.
Unsere Welt wird immer
komplexer, das verfügbare Wissen nimmt täglich zu, Probleme spielen
sich schon längst nicht mehr nur lokal oder innerhalb einer Fachdisziplin
ab. Eine Vielfalt von Wechselwirkungen will bedacht werden, Wahrnehmung und
Sprache verändern sich durch die Medien. Ebenso sind neue Kulturtechniken
gefragt, beispielsweise ein sinnvoller Umgang mit einem Überangebot an
Information. Das Informationszeitalter hat längst begonnen. Über
die Bedeutung von Streitkultur, Datenschutz und Privatsphäre in der Demokratie
muß neu nachgedacht werden. Umwälzungen in der Technik haben immer
auch Auswirkungen auf das soziale Verhalten der Menschen -- ein Bewußtsein
für eine zeitgemäße Kultur muß aber erst geschaffen
werden.
BigBrotherAwards
Seit Oktober 2000 organisiert
der FoeBuD e.V. die Verleihung der BigBrotherAwards:
Die BigBrotherAwards Deutschland wurden ins Leben gerufen, um die öffentliche
Diskussion um Privatsphäre und Datenschutz zu fördern - sie sollen missbräuchlichen
Gebrauch von Technik und Informationen aufzeigen. Seit 1998 wird ein solcher
"Preis" in verschiedenen Ländern und seit dem Jahr 2000 auch in Deutschland
an Firmen, Organisationen und Personen verliehen, die in besonderer Weise
und nachhaltig die Privatsphäre von Menschen beeinträchtigen oder (persönliche)
Daten Dritten zugänglich machen. Aus dieser Arbeit heraus enstand auch das
Projekt Privacy-Card
-- viele gute Punkte für den Datenschutz.
Jeden
Dienstag treffen sich beim FoeBuD Mitglieder, MailBox-NutzerInnen und Interessierte
zu einer zwanglosen Gesprächsrunde, in der Themen aufgearbeitet und
neue Ideen ausgebrütet werden. So finden sich bereits heute in vielen
auswärtigen Projekten Ideen und MitarbeiterInnen aus Bielefeld.
Mit dem "Bielefeldversuch"
ist ein Kristallisationspunkt verschiedener Interessen, Fähigkeiten und
Talente entstanden. Für einige bietet der FoeBuD den essentiellen Freiraum
zum Experimentieren, für andere ist er ein Berufs(er)findungslabor oder
eine innovative SoftWare-Schmiede. Eine Bielefelder Zeitung sprach davon,
daß hier der Expertennachwuchs der Region gemacht wird und für
Art d'Ameublement liegt der Schwerpunkt natürlich auf dem künstlerischen
Aspekt.
Es gilt, eine umfassende
Konzeption mit Modellcharakter zu entwickeln, um innovative Ideen, soziale
Verantwortung und kritischen Geist zur Entfaltung zu bringen und zur Gestaltung
einer lebenswerten Zukunft für uns alle einzusetzen.
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Sie unsere Arbeit:
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(Dieser Text ist ein kleines
bißchen inaktuell und wird überarbeitet...)
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